Grenzen der Regionalgeschichte
Über Regionalgeschichte zu schreiben beginnen und dann gleich auf die Grenzen des Konzepts Region zu verweisen, mag zunächst überraschen, ist aber notwendig. Die große Zeit der Regionalgeschichte, nämlich die Zeit des innovativen Konzepts, scheint zumindest vorübergehend vorbei zu sein. Migrationsgeschichte oder transnationale Geschichte erfreuen sich derzeit wesentlich größerer Bedeutung. Zu Recht, denn das an „Räumen“ orientierte Konzept der Mikrogeschichte hat bei allen Vorteilen unübersehbare Nachteile, stößt es doch an den Grenzen dieser Regionen. Zwar lassen sie sich als forschungsstrategische Regionen definieren, aber aus forschungsstrategischer Sicht ist es eben meist sinnvoll und kaum vermeidbar, territoriale Grenzen zugrunde zu legen, weil sonst kaum konsistente Daten zu finden sind. Dann aber ist die Region doch wieder nicht aus den Forschungsfragen definierbar, sondern aus territorialen Grenzen. An Niedersachsen läßt sich das gut nachvollziehen: regionale Forschungen zu Niedersachsen enden meist an den territorialen Grenzen, wie die eigentlich vorzügliche Studie von Hinrichs u. Co. über das Land Oldenburg und dessen Differenzierung (Hinrichs, Ernst; Rosemarie Krämer, Christoph Reinders, Die Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit: eine regionalgeschichtliche Dokumentation für die Zeit von 1700 bis 1850. Oldenburg 1988). Die Regionen sind in dieser Arbeit solche innerhalb des Landes Oldenburg, aber, so ließe sich einwenden: machten diese wirtschaftlich definierten Regionen an den Grenzen des Landes Oldenburg einfach so halt? Nein, nur finden sich jenseits dieser Grenzen ganz andere Daten.
Das ist ein Einwand gegen die aktuelle Konzeption von Regionalgeschichte, ein anderer ergibt sich aus der Migrationsgeschichte, denn der auf den Raum fokussierte Blick reduziert das Verhalten der Menschen auf den Augenblick, in dem sie sich, zufällig oft, an diesem Ort aufgehalten haben. Immobile Menschen sind denkbare Objekte regionalgeschichtlicher Arbeit, denn nur wer an einem Ort oder in einem sehr engen Umkreis sich von der Geburt bis zum Tod aufgehalten hat, ist erfaßbar. Die anderen, welche wanderten, verschwinden bald wieder aus dem Blick.
Das ist ein Einwand gegen die aktuelle Konzeption von Regionalgeschichte, ein anderer ergibt sich aus der Migrationsgeschichte, denn der auf den Raum fokussierte Blick reduziert das Verhalten der Menschen auf den Augenblick, in dem sie sich, zufällig oft, an diesem Ort aufgehalten haben. Immobile Menschen sind denkbare Objekte regionalgeschichtlicher Arbeit, denn nur wer an einem Ort oder in einem sehr engen Umkreis sich von der Geburt bis zum Tod aufgehalten hat, ist erfaßbar. Die anderen, welche wanderten, verschwinden bald wieder aus dem Blick.
KHSchneider - 29. Jan, 16:25
Trackback URL:
https://digireg.twoday.net/STORIES/3251719/modTrackback