Donnerstag, 17. Januar 2008

Benutzerfreundlichkeit von Historikerportalen

Ausgehend vom US-amerikanischen H-Net wurde in den vergangenen Jahren auch im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl von Historikerportalen geschaffen. Anders als viele anglo-amerikanische Portale begreifen sich deutschsprachige Angebote vorwiegend als Datensammlung und weniger als Forum (Ausnahmen bestätigen die Regel, z.B. H-Soz-u-Kult). Während vielfach vor allem die Inhalte dieser Portale kritisch unter die Lupe genommen werden, lohnt es sich auch, gelegentlich einen Blick auf die Benutzerfreundlichkeit zu werfen, denn wer möchte schon mit einem System arbeiten, mit dem er nicht zurecht kommt.

Ein gelungenes Beispiel ist das frühneuzeitliche Portal historicum.net, das derzeit epochenübergreifend ausgebaut wird. Mit übersichtlicher Navigation (von einigen kleinen Ungereimtheiten ein mal abgesehen) und klarem Design bietet es einen schnellen und unkomplizierten Zugriff auf Informationen. Die Inhalte des Portals sowie die Hinweise auf externe Seiten sind gut kommentiert und vereinfachen die Informationssuche erheblich. Der benutzerorientierte Aufbau der Seite ermöglicht es auch Einsteigern sich schnell zurecht zu finden.

Es gibt jedoch auch Portale, die eher negativ auffallen, beispielsweise Clio-online. Die positiven Eigenschaften von historicum.net sucht man hier leider vergeblich, obwohl sie bei dem Umfang dieses Portals umso wichtiger wären. Von einer übersichtlichen Navigation und Seitengestaltung kann hier kaum die Rede sein. Über die Suchfunktion besteht immerhin noch eine reelle Chance, die gewünschten Inhalte tatsächlich aufzuspüren, sofern man erst ein mal die für den jeweiligen Zweck richtige gefunden hat. Vielfach wird man dann jedoch mit einer schier unendlichen Zahl von ungefilterten und unkommentierten Suchergebnissen konfrontiert, die manchmal alphabetisch, manchmal jedoch auch scheinbar willkürlich sortiert sind. Das kann selbst Google besser. An allen Ecken und Enden wird auf die Kooperationspartner hingewiesen, wirkliche Informationen jedoch sind in der Regel gut getarnt. Doch wer nutzt ein solches Portal, um den unkommentierten Link zur Website einer Bibliothek zu finden? So Leid es mir tut, aber die Beschreibung die Clio-online über sich selber abgibt erscheint mir derzeit von der Realität noch recht weit entfernt zu sein:

Clio-online bietet für die Geschichtswissenschaften im deutschsprachigen Raum einen zentralen Einstiegspunkt in das Internet. Eine strukturierte Erschließung und Aufbereitung von Inhalten verknüpft fachhistorische Informationen mit der Möglichkeit zur Interaktion.1

Auch wenn selbstverständlich der Inhalt im Zentrum derartiger Portale steht, sollten sich deren Betreiber auch ein wenig Gedanken über die Benutzerfreundlichkeit machen, denn, so unwissenschaftlich es ist, auch davon hängt die Akzeptanz und Nutzung dieser Angebote ab. Wikipedia wird zurecht viel kritisiert, doch zumindest in diesem Punkt kann sich so manch wissenschaftliche Seite dort noch einiges abgucken.

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