"Langes" 19. Jahrhundert?
In der deutschen Geschichtsschreibung hat sich in den letzten Jahren, angelehnt an Hobsbawm, die Annahme eines langen 19. Jahrhunderts durchgesetzt. Mir erscheint diese Annahme einer weitgehenden Einheit zwischen 1789 und 1914 schon seit längerem fragwürdig. Die europäische Gesellschaft um 1900 war uns viel näher als der Gesellschaft des Ancien Regime oder der Revolutionszeit. Wie nahe diese Welt um 1900 uns heute ist, wurde úns heute wieder deutlich, als wir in Barcelona eines der wundervollen Bauwerke des Antonio Gaudi angesehen haben. Fast alles, was unsere heutige Gesellschaft ausmacht, ist von unseren Urgroßväter schon erdacht oder wenigstens projektiert worden: Die Nachrichtenübermittlung über weite Entfernungen war schon Realität, damit die Kommunikation über den Atlantik hinweg, es gab Autos und Flugzeuge, selbst der Flug zum Mond war denkbar, es gab Freizeit und Freizeitvergnügen, es gab die Moderne, von der wir heute immer noch zehren, wie gerade das Werk des Gaudi belegt. Umgekehrt würden vermutlich die Menschen der Zeit um 1900 sich heute zwar fremd fühlen, aber viel von unserem Alltag nach kurzer Zeit verstehen.
Nebenbei: Es ist erschreckend, wie modern hier in Barcelona die Ausstellungstechnik ist, die meisten deutschen Museen, speziell die historischen, sind Jahre zurück.
Nebenbei: Es ist erschreckend, wie modern hier in Barcelona die Ausstellungstechnik ist, die meisten deutschen Museen, speziell die historischen, sind Jahre zurück.
KHSchneider - 1. Feb, 19:51