Sonntag, 16. Januar 2011

Paul Nolte und die Wikipedia

Die ZEIT bringt einen Artikel über die Wikipedia und leitet sie mit einem Zitat von Paul Nolte ein, der sich arüber amüsiert, wie irritiert seine Studierenden sind, wenn er ihnen rät, sich in einen Sachverhalt mit Hilfe der Wikipedia einzulesen.
Was ich an dem Artikel aber noch interessanter finde, ist der Hinweis auf die Möglichkeiten des collaborativen Arbeitens mit Hilfe einer Wiki. Was viele übersehen, dass sich eine Wiki eben auch eigenständig einsetzen läßt (und entsprechend auch von vielen so genutzt wird). Für Hochschulzwecke haben wir unsere Lernwerkstatt Geschichte eingerichtet, wobei dort nur ausgewählte Autoren veröffentlichen können. Vielleicht sollten wir die Anregung aus dem ZEIT-Artikel bzw. den Kommentaren aufnehmen und dort stärker studentische Arbeiten veröffentlichen - eine wird sicher demnächst zu unserem neuen Schwerpunktthema "Transatlantische Migration" eingestellt werden. Dieses Thema wird übrigens zwei andere Wiki-Projekte aufnehmen: Zum einen haben im Rahmen unserer letzten Sommeruni eine Wiki zu den Briefen der Sophie Meinecke eingerichtet und zum anderen setzen wir derzeit begleitend zu meinem Seminar über Amerikaauswanderung ebenfalls eine Wiki ein. Es ist die in Stud.Ip integrierte Wiki, die mittlerweile gut verwendet werden kann.
Der nächste Schritt wäre in der Tat der Einsatz einer Wiki für Forschungszwecke. Ein, zwei Ideen habe ich schon dazu. Anregungen sind willkommen.

In eigener Sache

Ein netter Mensch hat für mich eine eigene Website erstellt: karl-schneider.com. Danke Florian!

Bauern?

Warum Bauern?

In der HAZ wird am Wochenende der ostfriesische Spruch "Lever dot as Slav" auf hochdeutsch übersetzt (und zwar in: "Wir sind das Volk"), in der Berliner Zeitung werden wieder mehr Teilzeitbauern gefordert und ich frage mich, was da los ist. Es scheint ja nun eine Reihe von Menschen zu geben (und dazu gehören leider auch immer wieder Historikerinnen und Historiker), die unter "Bauer" einen Landbewohner oder Dorfbewohner verstehen. Für den Agrarhistoriker (und den ehemaligen Dorfbewohner) krümmt sich dann schnell der Magen zusammen. Denn "Bauern" waren im Dorf noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein nur diejenigen, die sich Pferdegespanne leisten konnten, einen großen Betrieb also führten, und im Dorf die sozial unangefochtene Führungsposition einnahmen. Und da Landwirtschaft bis in die 1950er Jahre hinein extrem personalintensiv war, brauchten die Bauern immer Arbeitskräfte, die dann allerdings unter schlechten bis sehr schlechten Bedingungen für sie arbeiten mussten. Das "mussten" ist ernst gemeint, denn die eigentlich von Landarbeitern abhängigen Bauern schafften es, sich die anderen Dorfbewohner, die "kleinen Leuten" gefügig zu machen. Letztere hatten immer etwas Land zur Eigenbewirtschaftung und waren für die Bestellung ihres Feldes auf die Hilfe der Bauern angewiesen.

Und so waren besonders die ostfriesischen Verhältnisse von einer extrem krassen Unterscheidung zwischen Reich und Arm gekennzeichnet. Wenn dann heute so getan wird, als seien alle hier Freie gewesen, so werden schnell die Landarbeiter vergessen, deren Zustand näherte sich bedenklich dem der Sklaven an. Dass übrigens dieser Spruch auch gern in völkischen Kreise genutzt wurde und nicht so "unschuldig" ist, wie es die HAZ hinstellt (die aber gern "bedenkliche" Straßennamen anprangert), sei hier nur am Rande erwähnt.




Briefe des amerikanischen Bürgerkriegs

Archivalia verweist auf einen Artikel der New York Times über Dokumente des Bürgerkriegs, die in der New York Library aufbereitet. Interessant sind aber auch die kritischen Kommentare am Ende des Beitrags.

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