So wird das nichts

Ich beschäftige mich in den letzten Monate wieder intensiver mit der Bauernbefreiung. Das klingt vielleicht etwas langweilig, ist aber ein spannender, geradezu aktueller Prozess gewesen. Ein Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass die Bevölkerung schneller wuchs als die Erntemengen. Angesichts grundsätzlich begrenzter und nicht erweiterbarer Ressourcen - eine Erfahrungen, die die Menschen des 18. Jahrhunderts mit allen ihren Vorfahren teilten, die wir aber offenbar vergessen haben - galt es, das Meiste nachhaltig aus dem Boden heraus zu holen. Da mit der kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Lebensmitteln auch die Preise stiegen, wurde es zudem lukrativer, in die Landwirtschaft zu investieren. Immer mehr Bereiche der damaligen Gesellschaft interessierte sich für den Landbau, bis hinauf, wenngleich eher durch symbolische Handlungen verdeutlicht, zu den Monarchen.

Im Augenblick passiert etwas Ähnliches: wir sind mit der Knappheit von Ressourcen konfrontiert. Wenn ich aber gleichsam aus der Perspektive des 18. Jahrhunderts auf die öffentlichen Reaktionen sehe, bin ich zuweilen sprachlos. Nehmen wir etwa die Berliner Zeitung vom heutigen Tage. Diese titelt auf der ersten Seite: "Rekord-Spritpreis gefährdet Jobs". Schlimm. Wer nun aber denkt, dass sich die Schreiber dieser Zeitung auch mit der Frage beschäftigen, wie diesem Problem begegnet werden kann - nämlich durch extrem sparsame Autos, wird auf der Autoseite derselben Zeitung eines anderen belehrt, denn dort wird über den neuen "Siebener" von BMW, über einen geplanten Offroad von Opel, über ein absurdes Dreirad und einen sehr unsparsamen Kleinwagen geschrieben.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung ist da nicht besser dran: "Business-Klasse im Visier", der ungetrübte Fahrspaß bei einem Pseudo-Offroader (im Artikel heißt es, er sei besser auf der Straße aufgehoben) und einen alten Sportwagen sind die größeren Themen. Eine Auto-Motor-Sport ist nicht anders, auch dort finden sich Themen, die mit allem, aber kaum etwas mit dem Sparen zu tun haben.

Das ist nur ein oberflächlicher Befund, aber überspitzt würde ich sagen: Während in einer vergleichbaren Situation im späten 18. Jahrhundert öffentliche Debatten um Veränderungen geführt wurden, klagen wir heute und machen weiter wie bisher.
Das zeigt sich auch beim Vergleich mit den 70er Jahren. Damals, nach der ersten Ölkrise, wurde wesentlich intensiver über Sparmöglichkeiten nachgedacht, manche der damals gefundenen Lösungen (Start-Stop-Automatik) werden heute als tolle Lösungen offeriert. Woran lag die damals erkennbare Bereitschaft, sich auch mit anderen Zielen als schneller und schwerer zu beschäftigen? Lag es vielleicht auch daran, dass die damalige Generation die Erfahrung der Energieknappheit noch aus den 50er Jahren kannte?
Ich bin gespannt, wie es weiter geht, ab wann die Gesellschaft sich wirklich umstellt, oder ist die Automobilindustrie eine typische "alte" Industrie, die auf strukturelle Wandlungen gar nicht reagieren kann?
ChaosPhoenix - 11. Jul, 00:25

Stammtischlogik

Es ist manchmal fast so, als dienen sowohl Nachrichten als auch Politik nur dazu bekannte Sachverhalte zu wiederholen. Um Lösungen scheint sich keiner wirklich zu bemühen, auch wenn immer wieder gesagt wird, dass man welche finden muss.
Das erinnert mich an Stammtische oder eher mein negatives Bild eines Stammtisches an dem nur über etwas gelästert wird. Damals war alles besser, Poltiker sind doof und die Spritpreise sind der Wahnsinn. Jaja alles ist schlecht. Nicht, dass ich nicht auch unzufrieden wäre, aber man sollte sich Problemen um der Lösung willen stellen und nicht nur, damit man einen Grund hat sich aufzuregen.

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