Fahren wie Gott in Frankreich
"Fahren wie Gott in Frankreich", so oder ähnlich hat mal vor Jahren, wenn ich mich richtig erinnere, die französische Automarke Citroen für ihre Autos geworben. Heute hat diese Werbung eine neue Bedeutung bekommen. Wer von den hektischen deutschen Autobahnen kommt mit ihren vielen Baustellen, den vielen Tempolimits (mal 60, dann 80, dann 120, wieder 100 usw.) und dann wieder die freien Raserstrecken erleiden muss, der genießt das Dahingleiten mit Geschwindigkeiten zwischen 90 und 130 ohne die 200 km/h schnellen Mercedes und BMW geradezu. Gut, der Spaß kostet Geld und nicht zu wenig und an Ferienwochenende entwickeln sich Mautstellen und Raststätten zu Stauproduzenten erster Güter. Aber was am meisten auffällt, ist die Tatsache, wie vergleichsweise genau sich die Autofahrer an die Begrenzungen halten - ganz im Gegensatz zu deutschen Autobahnen, wo es zwar ausgefeilte Verkehrsleitsysteme gibt, die aber meist keinen Bezug zur Realität auf der Straße haben, und die vor allem von kaum jemanden beachtet werden.
Der Staat als Ordnungsgröße und Kontrollinstanz zieht sich aus dem öffentlichen Leben weitgehend heraus. Das Geld für Autobahnbaustellen ist zwar vorhanden, aber nicht für die den Verkehr kontrollierenden Autobahnpolizisten. Sollen Online-Durchsuchungen oder Großaufgebote davon ablenken, daß der Staat sich zunehmend aus der konkreten Präsenz zurück zieht? Wolfgang Reinhard schreibt dazu: "Kurzum, die Anzeichen mehren sich, dass die Kultur der Staats- und Rechtseinheit, die Europa in den letzten 200 Jahren charakterisiert hat, von einer neuen, diffusen politischen Kultur abgelöst wird." (Reinhard, Wolfgang: Lebensformen Europas: eine historische Kulturanthropologie. München 2006, S. 304)
Der Staat als Ordnungsgröße und Kontrollinstanz zieht sich aus dem öffentlichen Leben weitgehend heraus. Das Geld für Autobahnbaustellen ist zwar vorhanden, aber nicht für die den Verkehr kontrollierenden Autobahnpolizisten. Sollen Online-Durchsuchungen oder Großaufgebote davon ablenken, daß der Staat sich zunehmend aus der konkreten Präsenz zurück zieht? Wolfgang Reinhard schreibt dazu: "Kurzum, die Anzeichen mehren sich, dass die Kultur der Staats- und Rechtseinheit, die Europa in den letzten 200 Jahren charakterisiert hat, von einer neuen, diffusen politischen Kultur abgelöst wird." (Reinhard, Wolfgang: Lebensformen Europas: eine historische Kulturanthropologie. München 2006, S. 304)
KHSchneider - 9. Aug, 15:08
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