Plagiate

Eigentlich wollte ich schon vor Wochen auch über dies Thema schreiben, aber nun sind mir wieder einmal andere zuvor gekommen. Jan Hodel formuliert sehr schön, die Einwände gegen Anti-Plagiat-Software: der Ansatz, der dahinter steht, ist schon falsch und der Generalverdacht, den manche Lehrende auch in Hannover gegen Studierende wenden, kann sich schnell auch gegen sie wenden. Aber eigentlich artikuliert sich auch in dieser Debatte wieder einmal das offenbar weit verbreitete Unbehagen (vorsichtig ausgedrückt) gegen die neuen, konsekutiven Studiengänge. Wieder einmal heißt es: "Haltet den Dieb." Wenn die Fächer die Studierende ohne Not (denn das ist nicht die Folge der neuen Studiengänge) mit Prüfungsleistungen überziehen, sollten sie dann hinterher nicht über die hohe Prüfungsbelastung jammern und den immanenten Zwang zum Abschreiben. Wie wäre es mit überlegter formulierten Anforderungen an die Studierenden, abgewogeneren Prüfungsleistungen und einer engagierten Lehre (ja, ich weiß, wir sind alle soo engagiert, aber jeder kennt sie die "schwarzen" Schafe)? Dann bleibt etwas mehr Zeit für eine gute Betreuung der Studierenden und die Lehrenden setzen sich nicht der Gefahr aus, daß auch ihre Texte einer kritischen Plagiats-Prüfung unterzogen werden.
KlausGraf - 3. Okt, 01:32

Sehr richtig

Ich finde die unaufgeregte Position von Ihnen und von Hodel absolut richtig. Ich selbst habe in netbib und Archivalia wiederholt den Hype mit den plagiierenden Studis aufgespießt. Kriminelle Energie wenden ganz wenige Studenten auf, die anderen könnten mit passenden Themen (bei denen es nichts oder kaum etwas abzuschreiben gibt) oder gründlicher Urheberrechts- bzw. WissArbeiten-Einführung auf dem Pfad der Tugend gehalten werden, denn letztlich schaden sie sich selbst ...

Christopher Kern - 3. Okt, 06:00

Danke!

Ich denke, damit sprechen Sie vielen Studierenden aus der Seele. Natürlich kann ein (zu) hohes Arbeitspensum keine Rechtfertigung für's Abschreiben sein, doch verleitet es Studierende dazu. Vier oder fünf Hausarbeiten und Essays pro Semester, dazu noch einmal die gleiche oder z.T. noch höhere Zahl an Prüfungsleistungen, "nebenbei" noch Praktika und/oder Nebenjobs (das Leben wird ja auch nicht billiger), da geht einem die Motivation zu gründlichem und wissenschaftlichem Arbeiten doch gelegentlich verloren. Es wird Zeit wieder mehr Wert auf Qualität als auf Quantität zu legen. Die sog. "neuen Studiengänge" sind für viele Studierende zu einem reinen Scheinesammeln geworden, bei dem nicht mehr die Inhalte sondern die Jagd nach Creditpoints im Mittelpunkt steht. Da bleibt die Qualität zwangsläufig auf der Strecke.

Unabhängig davon wäre es sinnvoll, den Studierenden eine Art Leitfaden für richtiges Zitieren an die Hand zu geben, der allgemein gültig ist. Ein wesentliches Problem ist, dass nicht nur jedes Institut sondern z.T. jeder Dozent unterschiedliche Zitierregeln verwendet. Im Englischen hat man beispielsweise mit dem MLA-Handbook immer eine Grundlage auf die man sich berufen kann, im Deutschen existiert nichts Vergleichbares. Ein derartiges "Standardwerk" würde viele Unsicherheiten auf Seiten der Studierenden beseitigen. Es wäre wünschenswert, wenn zumindest innerhalb eines Instituts einheitliche Regeln gelten würden und diese den Studierenden schwarz auf weiß zu Verfügung ständen.

KHSchneider - 3. Okt, 17:07

Zitierweisen, Arbeitanfall

Der teilweise zu Recht kritisierte Arbeitsanfall ist meiner Ansicht nicht unbedingt das Ergebnis der "neuen" Studiengänge, sondern der Art und Weise wie sie eingesetzt werden. Der "Workload" bietet ja eine Voraussetzung für eine etwas gezielte Einschätzung der studentischen Belastung, wird aber viel zu häufig extrem überdehnt. Wer etwa glaubt, daß für 6 Punkte, also etwa 180 Stunden Zeitaufwand, sowohl zwei Seminar besucht, zwei Hausarbeiten geschrieben (natürlich unter Verwendung aller wichtigen Literatur und nicht unter 20 Seiten lang), gute Referate und Präsentationen erbracht und dann vielleicht noch Prüfungsleistungen verlangt werden können, darf sich nicht über die Folgen wundern. Nur: das hat niemand von ihm/oder ihr verlangt, ECTS sieht das jedenfalls in dieser Form nicht vor. Ich finde es immer wieder ärgerlich, wenn einerseits die "Verflachung" der Ausbildung von Lehrenden beklagt wird und andererseits durch die von eben diesen Lehrenden verlangten Leistungen genau das Ergebnis erreicht wird.

Zu den Zitierweisen: Wie die hier Lesenden wissen, schätze ich Literaturverwaltungen sehr und ich finde, daß entweder in der Tat klare, aber dann "nationale" Vorgaben gemacht werden sollten, oder die Lehrenden mit mehr Toleranz dies Thema behandeln sollten. Das spricht keineswegs gegen Hilfen beim Zitieren, nimmt ihm aber ein wenig den Schrecken.

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