Copy & Share

Jan Hodel hat sich dankenswerter Weise erneut dem Thema des Kopierens angenommen. Mir erscheint zweierlei wichtig: Erstens, wir erleben gerade einen Kulturbruch in der Wissensaneignung und Vermittlung und zweites: Geisteswissenschaftler sind gut beraten, wenn sie sich diesem Kulturbruch stellen, d.h. sich aktiv mit ihm auseinander setzen. Und was sich auch immer wieder heraus stellt: Wir brauchen Lehrer, an den Schulen und den Hochschulen, die das Problem nicht durch Ausblenden lösen wollen, sondern durch aktives Lehren. Nach wie vor kommen bei uns an der Hochschule fast nur Studierende an, die in ihrer Schulzeit praktisch keine Medienkompetenz erworben haben. Das Anschaffen neuer Rechner, wie es gerade wieder gefordert ist, löst die eigentlichen Probleme des Verdrängens und Ignorierens jedenfalls nicht. Das setzt sich in der Hochschule fort. Das Zurückweichen vor diesen Prozessen, das reine Anklagen erscheint mir keine Lösung zu sein.

Überhaupt habe ich zuweilen den Eindruck, dass die kulturelle Aneignung des PC wesentlich komplexer und "wilder" ist, als es theoretisch sein müßte. Weshalb, um nur ein Beispiel zu nennen, arbeiten junge Studierende mit der Textverarbeitung so, als hätten sie bislang mit der Schreibmaschine Texte produziert, obwohl sie vermutlich nie eine Schreibmaschine benutzt haben?

Christian Kreich - 13. Mär, 12:21

Der "Schneidersche Schreibmaschineneffekt"

Der "Schneidersche Schreibmaschineneffekt" könnte etwas damit zu tun haben, dass selbst die Aneignung von Sprache eigentlich auch "wild" verläuft und jede Textverarbeitungssoftware als Erweiterung der Sprache anzusehen ist. Wie ein Kind in der Grundschule mit Sprache zurecht kommt hat viel damit zu tun, ob die Eltern vorher schon etwas gemacht haben. (Den eigenen Namen schreiben, Vorlesen oder allgemein Kinder zum Lesen anregen.)
Ich für meinen Teil komme, nun schon im 12. Semester, langsam dahin, mir Gedanken über die Wörter, mit denen ich meine Ausarbeitungen schreibe, nachzudenken.
Um mal wieder auf das Thema zu kommen:
Es wird noch viel Wasser den Fluss hinunterfließen, bis sich in der gesamten Schullandschaft etwas in dieser Richtung hin getan hat.
Auf der anderen Seite lernt der Mensch durch Nachahmung, was ein Teil des "Copy-and-paste-Problems" ausmachen könnte.

Nicole Rogl - 13. Mär, 21:14

Typographie und "Absatzblindheit"

Schon wärhrend meines Studiums an der LUH habe ich mich darüber geärgert, dass alle immer über den "Schneiderschen Schreibmaschineneffekt" gelächelt haben. Nur sehe ich die Sache so: wer schaut schon gerne einen Krimi oder ein Fußballspiel mit ständigen Unterbrechungen? Genauso ärgerlich kann es sein, eine Mail oder gar eine Hausarbeit mit ständig abgehackten Absetzen zu lesen.
Obwohl es einfach ist, seine Texte mit den Grundlagen der Typographie zu gestalten, denke ich, dass viele Studierende einfach nicht die Notwendigkeit sehen, neben ihrer Ausdrucksweise auch die Gestalt des Textes zu überdenken.
Noch viel irrwitziger wird es dann also, wenn SchülerInnen aus dem Internet kopieren und dann noch nicht mal in der Lage sind mittels der Textverarbeitung ihre Recherche vernünftig zu formatieren.

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