Lernen aus der Geschichte?
Lernen aus der Geschichte? Wieder mal.
Vor einiger Zeit habe ich hier über das Dilemma der Autoindustrie geschrieben. Daniel Goeudevert hat jetzt in einem Interview auf ähnliche Aspekte verwiesen. Die Autoindustrie hat jahrelang wichtige Entwicklungen schlicht verschlafen oder ignoriert. Aber was das Interview in meinen Augen so interessant macht, ist etwas anderes: Er fordert, dass bei den Antrieben mehr Vielfalt herrschen müsse. Diese Bemerkung ist deshalb interessant, weil sie auf einen Aspekt verweist, der bei der Diskussion um ein Lernen aus der Geschichte wichtig ist. Dazu ist es notwendig, sich überhaupt zu fragen, zu welchen Fragen wir Antworten aus der Geschichte haben können. Sind es eher aktuelle Aspekte oder strukturelle Dinge? Im Augenblick wende ich mich wieder stärker der Dorfgeschichte und der Dorfplanung zu und auch dort wird die Frage verstärkt gestellt. Betrachtet man dörflich-ländliche Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten, so fällt auf, dass wir in den letzten 200 und speziell den letzten 60 Jahren ein menschheitsgeschichtlich einmaliges Experiment erleben. Galt bis um 1800 eine dauernde Knappheit der Ressourcen, so hat sich dieser aus unserer Vorstellungswelt nach und nach verabschiedet (womit mit "wir" nicht die Menschheit, sondern die westliche Zivilsation gemeint ist). Speziell der Überfluss an Energie hat unsere Erfahrung nachhaltig geprägt und diese Prägung ist auch nicht schnell abbaubar. Etwas anderes kommt hinzu: Die Menschen der Vormoderne waren zwar keineswegs so naturnah, wie es zuweilen angenommen wird, aber die Knappheit und Unsicherheit der Ressourcen machte sie zumindest sehr vorsichtig und ließ sie vor allem riskante Unternehmungen eher vermeiden. Das ist gut an der Landwirtschaft zu sehen, die trotz knapper Ressourcen offenbar immer auch auf Sicherheit setzte, d.h. eher weniger Gewinne, dafür aber sichere anvisierte. Ein sich zunehmend herausbildendes Kennzeichen der Moderne ist dagegen meiner Meinung nach eine deutlich erkennbare Zunahme der Risikobereitschaft. Diese basiert nicht auf längerfristigen Erfahrungen, sondern eher auf unkalkulierten Annahmen, die sich auf kurzfristige Erfahrungen stützen. Die aktuelle Situation des Finanzsystems zeigt dies deutlich: Im Vorfeld wurden alle Kritiker, die vor einer zu riskanten Entwicklung warnten, damit zurück gewiesen, dass allein die Riskiobereitschaft dauerhaften Erfolg sicherte. Zumindest für Manager scheint das ja der Fall zu sein - bislang jedenfalls.
In einer Gesellschaft, die scheinbar immer schnellebiger wird, sollten aber, das zeigen gerade die aktuellen Krisen, längerfristige Erfahrungen auch strukturell stärker verankert sein. Sonst droht nämlich etwas auf den ersten Blick Absurdes: Diejenigen, die auf die formell auf die Kraft des Neuen setzen, vertrauen tatsächlich dem Veralteten, diejenigen, die auf die lange Dauer eher im Blick haben, könnten eher offen sein für Veränderungen und dennoch für nachhaltigere Entwicklungen.
Vor einiger Zeit habe ich hier über das Dilemma der Autoindustrie geschrieben. Daniel Goeudevert hat jetzt in einem Interview auf ähnliche Aspekte verwiesen. Die Autoindustrie hat jahrelang wichtige Entwicklungen schlicht verschlafen oder ignoriert. Aber was das Interview in meinen Augen so interessant macht, ist etwas anderes: Er fordert, dass bei den Antrieben mehr Vielfalt herrschen müsse. Diese Bemerkung ist deshalb interessant, weil sie auf einen Aspekt verweist, der bei der Diskussion um ein Lernen aus der Geschichte wichtig ist. Dazu ist es notwendig, sich überhaupt zu fragen, zu welchen Fragen wir Antworten aus der Geschichte haben können. Sind es eher aktuelle Aspekte oder strukturelle Dinge? Im Augenblick wende ich mich wieder stärker der Dorfgeschichte und der Dorfplanung zu und auch dort wird die Frage verstärkt gestellt. Betrachtet man dörflich-ländliche Entwicklungen in den letzten Jahrhunderten, so fällt auf, dass wir in den letzten 200 und speziell den letzten 60 Jahren ein menschheitsgeschichtlich einmaliges Experiment erleben. Galt bis um 1800 eine dauernde Knappheit der Ressourcen, so hat sich dieser aus unserer Vorstellungswelt nach und nach verabschiedet (womit mit "wir" nicht die Menschheit, sondern die westliche Zivilsation gemeint ist). Speziell der Überfluss an Energie hat unsere Erfahrung nachhaltig geprägt und diese Prägung ist auch nicht schnell abbaubar. Etwas anderes kommt hinzu: Die Menschen der Vormoderne waren zwar keineswegs so naturnah, wie es zuweilen angenommen wird, aber die Knappheit und Unsicherheit der Ressourcen machte sie zumindest sehr vorsichtig und ließ sie vor allem riskante Unternehmungen eher vermeiden. Das ist gut an der Landwirtschaft zu sehen, die trotz knapper Ressourcen offenbar immer auch auf Sicherheit setzte, d.h. eher weniger Gewinne, dafür aber sichere anvisierte. Ein sich zunehmend herausbildendes Kennzeichen der Moderne ist dagegen meiner Meinung nach eine deutlich erkennbare Zunahme der Risikobereitschaft. Diese basiert nicht auf längerfristigen Erfahrungen, sondern eher auf unkalkulierten Annahmen, die sich auf kurzfristige Erfahrungen stützen. Die aktuelle Situation des Finanzsystems zeigt dies deutlich: Im Vorfeld wurden alle Kritiker, die vor einer zu riskanten Entwicklung warnten, damit zurück gewiesen, dass allein die Riskiobereitschaft dauerhaften Erfolg sicherte. Zumindest für Manager scheint das ja der Fall zu sein - bislang jedenfalls.
In einer Gesellschaft, die scheinbar immer schnellebiger wird, sollten aber, das zeigen gerade die aktuellen Krisen, längerfristige Erfahrungen auch strukturell stärker verankert sein. Sonst droht nämlich etwas auf den ersten Blick Absurdes: Diejenigen, die auf die formell auf die Kraft des Neuen setzen, vertrauen tatsächlich dem Veralteten, diejenigen, die auf die lange Dauer eher im Blick haben, könnten eher offen sein für Veränderungen und dennoch für nachhaltigere Entwicklungen.
KHSchneider - 10. Apr, 21:15
Trackback URL:
https://digireg.twoday.net/stories/5637596/modTrackback