Ende eines einzigartigen agrarhistorischen Museums

Das agrarhistorische Museum in Alt-Schwerin in Mecklenburg ist bzw. war etwas Besonderes. In der DDR entstanden, sollte es den Weg von der nachfeudalen, gutsherrschaftlichen Landwirtschaft in die Landwirtschaft der DDR zeigen und begründen. Heraus kam ein Museum, das einerseits den didaktischen Charme der DDR bis in die jüngste Zeit widerspiegelte (die noch vor der "Wende" neu konzipierte Ausstellung überlebte die Jahre der Bundesrepublik), andererseits aber gerade damit ein spannendes Kapitel deutscher Landwirtschaftsgeschichte thematisierte. Jetzt soll das Museum verkleinert und modernisiert werden, wie etwa die Ostsee-Zeitung berichtet. Sätze wie die unten zitierten, lassen befürchten, dass dabei gleich die DDR-Geschichte mit entsorgt wird (allerdings heißt es in der Meldung, dass die bei Besuchern "beliebte Schau über die "sozialistische Landwirtschaft" erhalten bleiben solle):
  1. "dem Gast Guts- und Landwirtschaftsgeschichte erlebbar gemacht werden und
  2. die einheimische Bevölkerung im Rahmen des musealen Bildungsauftrages zur Beschäftigung mit der Geschichte und den Traditionen ihrer Heimat animiert werden." (Projektbeschreibung
Auf der Website des Museums habe ich übrigens keinen Hinweis auf den Umbau gefunden.

Christian Kreich - 4. Nov, 10:30

Sondermülldeponie DDR, Baukasten Geschichte

Ich bin zwar kein Experte, was die DDR und die heutigen Zeiten angegeht, aber was ich so als Beobachter der Gegenwart mitbekomme sind die Bedenken nicht unangebracht. Mir fällt dazu der "vorbildliche" Umgang mit dem Palast der Republik ein.

Hier wurde ohne Not ein mehrdimensionales Stück der Geschichte Deutschlands abgerissen, um die DDR im Gesicht Berlins zu tilgen. Stattdessen soll in einem Akt der Vergewaltigung der Geschichte ein altes preußisches Schloss in seiner Fassade wieder aufgebaut werden. Hiermit begibt sich die BRD in eine alte preußische Tradition zurück, die z. B. schon Heinrich Heine in seinem Gedicht Deutschland ein Wintermärchen anprangerte.

Bleibt zu hoffen, dass diesem schlechten (berliner) bundesstaatlichen Beispiel nicht alle nacheifern, um sich als gute Klischeprueßen zu beweisen!

Christopher Kern - 5. Nov, 02:07

Gelegentlich sollte man vielleicht mal ein bisschen weniger Historiker und mehr Normalbürger sein, denn mal ehrlich: Gegenüber von Altem Museum und Berliner Dom macht sich eine preußische Schlossfassade doch ein wenig besser als ein 70er Jahre Betonklotz. Auch wenn es nur eine "billige" Replik ist, unter ästhetischen Gesichtspunkten ist das Humboldt-Forum meiner Meinung nach ein großer Gewinn für Berlin, von der kulturellen Bedeutung ganz zu schweigen.

Ohnehin ist es in vielen Fällen letztlich eine Frage des persönlichen Standpunktes, was als historisch bedeutsam und erhaltenswert eingestuft wird und man sollte nicht immer gleich in jede Handlung ideologische Motive hinein interpretieren.

Trackback URL:
https://digireg.twoday.net/stories/6024967/modTrackback

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Dorf und Kleinbahn
Am 4. November fand in Wietze im Deutschen Erdölmuseum...
KHSchneider - 6. Nov, 11:36
Es passiert doch einiges
Hier ist es in den letzten Monaten sehr, sehr ruhig...
KHSchneider - 20. Mai, 20:10
Blog Befreiung 1945
Nach einiger Zeit der Ruhe beginnt hier vielleicht...
KHSchneider - 4. Mär, 17:01
Das "verschwundene" Jahrhundert
Mein Kollege Carl-Hans Hauptmeyer hat in der hannoverschen...
KHSchneider - 17. Sep, 18:13
Erster Weltkrieg
Wieder zurück!Auf Digireg ist es lange recht ruhig...
KHSchneider - 13. Mai, 17:39

Archiv

November 2009
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 4 
 5 
 6 
 7 
 9 
10
11
12
14
15
17
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Web Counter-Modul


Berlin
Dorf
Geschichte
Hannover
Hochschule
Krieg
Medien
Migration
Minden 1759
Museen
Region
Ressourcen
Revolution 1848
Schaumburg
Software
Stadtplanung
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren