Sonntag, 22. April 2007

Wo bleibt die Begeisterung?

„Es gibt im 16. Jahrhundert keinen Mittelmeerstaat, der nicht seine prallgefüllten Archive hätte voller Dokumente, die den Bränden, Belagerungen oder sonstige Katastrophen, wie sie die Welt des Mittelmeers kennt, entgangen sind. Um diese ungeahnten Schätze, diese Adern gediegensten Goldes zu inventarisieren und zu sichten, reicht ein Leben nicht aus, man brauchte zwanzig - oder zwanzig Forscher gleichzeitig, die ihr Leben dieser Aufgabe widmeten. Vielleicht werden wir auf den Baustellen der Geschichte eines Tages nicht mehr mit unseren primitiven handwerklichen Methoden zu arbeiten haben ... Dann werden wir vielleicht in der Lage sein, die allgemeine Geschichte anhand von Originaltexten und nicht von Büchern aus mehr oder weniger erster Hand zu schreiben.“ Diese Sätze schrieb Fernand Braudel im Jahr 1946 in der Einleitung seines epochalen Werkes über „Das Mittelmeer und die mediterrande Welt in der Epoche Philipps II.“ Wie hätte Braudel wohl angesichts der heutigen Möglichkeiten des Internet reagiert? Wäre er auch in die Lethargie vieler Kollegen verfallen, für die das Internet vielleicht noch eine günstige Möglichkeit der Bibliotheksrecherche darstellt, ansonsten aber eher lästiges Beiwerk? Mir ist schon bewußt, dass das neue Medium eine Fülle von Aktivitäten hervor bringt, wie allein aus den Blogs von Hist.Net oder Archivalia deutlich wird. Und dennoch: in der Alltagsarbeit fallen immer wieder eher die Hindernisse auf, die teilweise nur unwillige Bereitschaft sich mit dem Medium auseinander zu setzen. Ein Grund wird immer wieder genannt: Keine Zeit. Dahinter stehen dann aber Grundsatzentscheidungen. Wer keine Zeit für das Internet und seine einzelnen Elemente im Sinne wissenschaftlicher Arbeit hat, hat damit eine Grundsatzentscheidung gefällt: Er will nicht. Denn genau so sinnvoll könnte es ja sein, sich gerade diese Zeit zu nehmen, weil man sich davon einen Vorteil verspricht. Aber so leben wir in einer zweitgeteilten Welt, deren Digitalisierung nur von einem kleinen Teil der Wissenschaftler wahrgenommen wird. Das hat auch Auswirkungen für die Lehre, denn während viele Lehrenden schon froh sind, überhaupt eine Präsentation zusammen zu stellen (nicht ohne meist darüber zu lästern), bewegen sich die Studierenden schon im Web 2.0 und darüber hinaus.

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