Samstag, 19. Mai 2007

Berliner Tempo?

Und noch einmal Tucholsky: Hatte er nicht vom Berliner Tempo geschrieben, von der Hektik der damals einzigen wirklichen deutschen Großstadt? Und mußte man nicht noch in den 1990er Jahren bei der Fahrt etwa mit der U-Bahn aufpassen, dass man schnell genug ein- oder ausstieg, wollte man nicht Gefahr laufen, von den erbarmungslos schließenden Türen eingeklemmt zu werden?
Bei den Berliner Besuchen der letzten Jahre fiel mir auf, dass dies Berliner Tempo offenbar der Vergangenheit angehört: niemand scheint es mehr eilig zu haben. Ich dachte, das sei eine Einbildung, bis ich heute in der aktuellen Zeitausgabe (Nr. 21, 16.5.2007, S. 91) den Artikel von Pascal Hugues gelesen habe (ZEIT online), in dem der nun wirklich erstaunliche Satz steht: "Es ist eine langsame Stadt." Ich kann den Satz nicht oft genug lesen. Wo ist "mein" Berlin, also das Berlin des eingebildeten Berliners, also des Touristen, geblieben? Hat der Fall der Mauer vielleicht gar nicht eine Anknüpfung an die Geschichte des alten Berlins eingeleitet, sondern eine völlig neue Geschichte? Mir scheint es so. Hinter diesem "Es ist eine langsame Stadt" verbirgt sich ein Ende und ein radikaler Neuanfang. Vielleicht können wir ja doch noch hoffen.

Panter, Tiger & Co

Angesichts der auch an unserem Seminar stattfindenden "Renaissance" der Militärgeschichte mag mancher bei dem Ausdruck "Panter, Tiger & Co." an die leider immer noch "populären" Panzer der Nazis im 2. Weltkrieg denken (die übrigens für das Scheitern, nicht den Erfolg dieser Waffengattung auf deutscher Seite stehen, das nur so anbei). Nein, wenn ich von "Panter, Tiger & Co." denke, dann an zweierlei, erstens an den Autor Peter Panter, Theobald Tiger oder Ignaz Wrobel, der in den 1920er Jahren vor allem in Berliner Zeitungen nicht nur nette kleine Geschichten aus dem Alltag geschrieben hat (würde er heute in einem Blog schreiben?), sondern der besser bekannt ist unter dem Namen Kurt Tucholsky.

Ich muss dann aber auch an die kleinen rororo-Bändchen denken, in denen diese Geschichten nach dem Krieg Anfang/Mitte der 1950er Jahre erschienen sind und die 20 Jahre später, als ich sie als junger Student auf den Büchertischen heute schon nicht mehr existenter hannoverscher Antiquariate kaufte, schon den verblichenen Charme der Vergangenheit aufwiesen. Diese schon vor über 30 Jahren fragil und altersschwach wirkenden Bändchen (neben Panter, Tiger & Co. von 1954 liegt neben mir auf dem Schreibtisch noch der rororo Tucholsky von 1952), die ich für 1 DM gekauft habe, haben die Zeit und diverse Umzüge vergleichsweise schadlos überstanden.

Sie sind doppelte Zeitzeugen: an die 1920er Jahre und die 1950er Jahre, die eben nicht nur Wiederaufrüstung und Adenauersche Westpolitik kannten, sondern zuweilen auch Erinnerung und Wiederanknüpfen.

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