Von der Banalität der Ortsgeschichte
Es ist schon erstaunlich: Seit über 20 Jahren widmet sich die Geschichtswissenschaft auch Aspekten der Alltagsgeschichte, der Kulturgeschichte, der Sozialgeschichte. In den 1980er Jahren haben wir in Niedersachsen zudem eine intensive Heimatforscherausbildung betrieben (die es in anderen Bundesländern nie gegeben hat, zumindest nicht in dieser Form). Aber an einem hat sich nichts geändert: an der Banalität vieler Ortschroniken. Am Historischen Seminar bei uns in Hannover sind in den letzten Jahren immer wieder Abschlussarbeiten entstanden, die sich der Analyse von Ortsgeschichten widmen; gerade habe ich eine solche Arbeit gelesen, die die Darstellung von Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs widmet. Das Ergebnis ist sich immer ähnlich. Neuere Ansätze zur Interpretation der Vergangenheit fehlen, es dominiert eine standardisierte Darstellung ("alte Quellen erzählen"). Das Unbequeme findet selten Eingang in diese Darstellung. Nun könnte man einwenden, dass von Laien ja nichts anderes zu erwarten ist, aber das stellt mich nicht zufrieden. Es stellt sich mir eine andere Frage: Warum schaffen wir es nicht, unsere Forschungsergebnisse so zu vermitteln, dass sie auch von interessierten Laien aufgenommen und entsprechend den eigenen Wünschen umgesetzt werden können?
KHSchneider - 21. Okt, 06:34