Freitag, 24. Oktober 2008

Gesellschaftliche Experimente

Als wir vor ca. 9 Jahren uns etwas intensiver mit der Geschichte der Ilseder Hütte beschäftigten, haben wir auch Interviews mit ehemaligen Beschäftigten geführt. Auffällig war nicht nur, wie sehr sich die Beschäftigten mit ihrer Hütte identifizierten, sondern wie sehr sie an Problemlösungen interessiert waren. Arbeit im Werk bestand nicht aus stupider Tätigkeit, sondern aus vielen kleinen und größeren, alltäglichen Problemlösungen, ohne die das Werk schlimmstenfalls nicht mehr hätte produzieren können. Was allerdings für Verärgerung sorgte, was das geringe Interesse der Vorgesetzten an diesen Lösungen.

Ich muss in letzter Zeit öfter an diese Interviews denken, weil sie vielleicht auf ein allgemeineres Phänomen verweisen: Was, wenn gerade die Arbeit dieser "mittleren" und "unteren" Ebene unabdingbar für den Erfolg eines Unternehmens oder auch einer Behörde ist? Und was, wenn diese Ebene entweder verschwindet, stark "ausgedünnt" oder demotiviert wird? In deutschen Unternehmen scheint es geradezu zum "guten Ton" zu gehören, Mitarbeiter zu entlassen. Wie viele davon darf man aber entlassen, ohne das Unternehmensziel zu gefährden? Wenn die Post nicht mehr ihre Briefe und Pakete zustellen kann, wenn die Bahn keine Züge mehr fahren lassen kann oder eine Bank ihre Kunden nicht mehr richtig berät und verliert, ist dann vielleicht dieser Punkt schon erreicht?
Nachtrag: Gerade habe ich unseren Postboten bei der Arbeit beobachtet. Offenbar hat er keine Zeit, seine Post nach den Adressaten zu "stecken", d.h. er hat jeden einzelnen Brief im Suchverfahren in 9 Briefkästen gesteckt. Da er die Tour nicht kennt, kennt er auch nicht die Anordnung der Briefkästen, also sucht er doppelt lange. Effizient ist das nicht, aber von Effizienz verstehen Herren, die meinen, es sei natürlich Personal zu entlassen (wie jüngst ein Pressesprecher der Post in Hannover) offenbar ohnehin nichts.

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