Sonntag, 26. Februar 2012

Eheberedungen

Margarete Sturm-Heumann, Bearb., Die Eheberedungen des Amts Stadthagen im Staatsarchiv Bückeburg. Ein analytisches Verzeichnis. 3. Teil: 1712-1740. (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Das Niedersächsische Landesarchiv und seine Bestände Bd. 2). Hannover 2011.

Zunächst gilt es Abschied zu nehmen. Nach zehn Bänden „Inventare und kleinere Schriften des Staatsarchivs in Bückeburg“ wurde diese Reihe eingestellt und in die neue Reihe „Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Das Niedersächsische Landesarchiv und seine Bestände“ überführt. Das hat sicher den Vorteil, dass damit schaumburgische Bestände stärker als bislang auch überregional bekannt werden, dennoch ist dieser Abschied von einer regionalen Reihe auch mit ein wenig Wehmut verbunden. Immerhin sind es diese Schriften wert, dass sie außerhalb Schaumburgs wahrgenommen werden. 2004 erschien der erste Band der Eheberedungen des Amtes Stadthagen (1582-162), der zweite für die Jahre 1648-1711 folgte 2007. Nun also der dritte Band. Es ist ein gewichtiges Buch mit 441 Seiten Umfang. Er enthält im Kern 1642 systematisch erfasste Eheberedungen für nahezu 30 Jahre schaumburg-lippischer Geschichte, das sind knapp 60 Eheberedungen pro Jahr oder etwas mehr als durchschnittlich eine pro Woche.
Bei den Eheberedungen handelte es sich um Ende des 16. Jahrhunderts eingeführte amtliche Erfassungen der Regeln, die bei der Heirat von Bauernkindern verabredet wurden. Hierzu zählte zum einen die Mitgift der beiden Brautleute, dann aber auch der Versorgung der Alten. Seit dem 17. Jahrhundert sollte die sogenannte Leibzucht oder das Altenteil nicht vor dem 60. Lebensjahr angetreten werden.
Die hier vorzustellende Edition enthält neben Vorwort und Einleitung eine systematische Einführung in die Eheberedungen, eine kurze Einführung in das schaumburg-lippische Entschuldungsverfahren (Äußerungsverfahren) und dann die Eheberedungen selbst, die allerdings in verkürzter, standardisierter Form wieder gegeben werden. Die Eheberedungen sind über drei Indizes erschlossen (Orte, Personen, Sachen und Wörter).
Es folgt ein umfangreicher Anhang, der neben einer Reihe von Landesverordnungen auch die Eidesformeln der Amtmänner und der Vormünder sowie den Eheconsens enthält, außerdem vier ausgewählte Eheberedungen in vollem Umfang. Ein Glossar sowie eine ausführliche Liste der Quellen sowie der Literatur runden den ca. 450 Seiten umfassenden Band ab.
Adressaten des Bandes sind in erster Linie Heimatforscher. Allerdings weist die Herausgeberin knapp darauf hin, dass erweiterte Auswertungen etwa zu volkskundliche Aspekte oder zu „Heiratskreisen“ denkbar sind. Ich will es drastischer ausdrücken: Schaumburg-Lippe hat einen Schatz, wenn es um Quellen zur ländlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte geht. Gehoben wurde er bislang immer noch nicht. Dass hier jenseits von „Heiratskreisen“ oder volkskundlicher Forschung ein spannender Blick auf komplexe Lebensverhältnisse in vorindustrieller Zeit ermöglicht wird, soll ein Beispiel zeigen (S. 170, Nr. 3993). Am 2.11.1725 wurde die Ehe zwischen Hanß Hinrich Wilharm aus Niedernwöhren und der Anna Margaretha Faust aus Wendthagen aufgenommen. Leider fehlen die Altersangaben, aber Wilharm heiratete zum dritten Mal, er war Witwer und hatte aus beiden vorherigen Ehen Kinder. Die Braut zog nach Niedernwöhren. Viel hatte sie nicht: 5 Rtlr., eine Kuh sowie einen Brautwagen, den sie aus eigenen Mitteln anschaffte. Sie zog vermutlich in eine ungewisse Zukunft. Denn wenn noch Kinder aus einer vorherigen Ehe da waren, musste sie damit rechnen, nach dem Tod ihres Mannes und der Volljährigkeit des ältesten Sohnes zu Hof wieder verlassen zu müssen.
Leider findet sich zu all dem nichts in der Edition. Das würde sie auch überfordern, zeigt aber, wie wichtig weitere Forschung ist.

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