Dienstag, 6. November 2012

Der Verlust des Erbes

Zugegeben, ich bin ein Anhänger des Digitalen. Aber das heißt nicht, die alten Medien in Frage zu stellen. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Digitalem und Analogem, zwischen Altem und Neuem. Es geht um die Sicherung der Überlieferung. Und die ist gefährdet, jeden Tag. Zur Rettung versuchen wir es immer wieder mit kleinen oder größeren Digitalisierungsprojekten. Nicht, um danach etwas zu vernichten (wie mir in den 90er Jahren tatsächlich mal vorgeworfen wurde), sondern um eine Kopie zu haben, falls die Originale vernichtet sind (dass man mit Digitalisaten auch besser arbeiten und gleichzeitig die Originale schützen kann, kommt hinzu).

Es ist vermutlich kein Einzelfall, aber dennoch skandalös, was derzeit in Stralsund geschieht und auf Archivalia sorgfältig dokumentiert wird. Siehe zuletzt: http://archiv.twoday.net/stories/197336228/

Wider besseren Wissens?

Hannover und sein Maschsee sind eine spannende Geschichte. Dieser schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts geplante See in der Leinemasch wurde nach intensivierten Planungen in den 1920er Jahren erst in der NS-Zeit begonnen und fertiggestellt. Die besondere "Tücke" besteht darin, dass der See von Figurengruppen flankiert wird, die auf den ersten Blick eine erstaunliche Nähe zur NS-Plastik aufweist. Allerdings ist seit langem umstritten, ob hier tatsächlich jemand die rechte Hand zum "Hitlergruß;" hebt oder etwa zum olympischen Gruß; (der See wurde 1936 eingeweiht). Die Stadt Hannover hat dazu eine eindeutige Position entwickelt, die sich auch auf ihrer Website findet. So heißt es in einer dort zu findenden Broschüre: "Am See wurden nur Skulpturen nackter Körper aufgestellt. Mit ihrer übernatürlichen Größe erfüllten sie das Ideal der Monumentalität in der NS-Kunst. Die heroische Figur sollte die angebliche Überlegenheit des 'arischen Herrenvolks' demonstrieren."

In ihrer heutigen Ausgabe berichtet nun die HAZ über neuere, sogfältige Forschungsergebnisse des Georg-Kolbe-Museums in Berlin zu diesen Figuren, die zu einem eindeutigen Ergebnis kommt. Zitiert wird die Direktorin Ursel Berger: "Wir haben keine Nazi-Verstrickungen der Bildhauer finden können."
Die Situation war wesentlich komplexer als es die platten Formulierungen in der städtischen Broschüre vermuten lassen. Die in der Öffentlichkeit so gern vorgenommene eindeutige Zuordnung bestimmter Stile zum Nationalsozialismus ist eben nicht mö;glich.

Leider ist der Artikel nicht online verfügbar, eine Publikation ist vorgesehen, Die Ausstellung "Fackelträger, Fisch und Menschenpaar - Die Skulpturen vom Maschsee in Hannover" läuft bis zum 30.3.2013 in Georg-Kolbe-Museum, Sensburger Allee 25 in Berlin. Vielleicht kommt sie anschließend nach Hannover. Die Broschüre der Stadt habe ich gefunden unter: http://www.hannover.de/content/download/367277/7052704/version/1/file/grfl_flyer_skulpturen_web.pdf.

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