Montag, 22. Juli 2013

Übergangsgesellschaften

Anette Schlimm hat einen Blog zu ihrer mikrogeschichtlichen Arbeit begonnen, der vielversprechend beginnt:

http://uegg.hypotheses.org/

Arme Auswanderer?

In der populären Vorstellung der Auswanderung des 19. Jahrhunderts findet sich gern das Stereotyp von Armut als entscheidender Faktor. Bezug wird dabei gern auf den Pauperismus in den 1830er und 1840er Jahren genommen, der übrigens immer noch als Hinweis auf die negativen Folgen der Industrialisierung verstanden wird (was nur begrenzt zutrifft; es ist eher Hinweis darauf, dass die internationale Wirtschaft schon damals stark vernetzt war und protoindustrielle, heimgewerbliche Regionen kaum Chancen gegen die neue Massenproduktion von Fabriken hatten, aber das ist noch eine andere Geschichte, die separat diskutiert werden müsste).

Entscheidender ist, ob Armut als Kategorie ausreicht, um Massenauswanderung erklären zu können. Sicherlich wurden einige Auswanderer von der Not dazu getrieben, das Land zu verlassen, aber viele hatten erstaunlicherweise auch Geld dabei, und vor allem gingen sie bewusst Risiken ein. Ich meine, Rolf Engelsing hat mal bei den Auswanderern von einer "unternehmerischen Masse" gesprochen. Sieht man sich zeitgenössische Berichte an, so ist oft von dem Wunsch die Rede, es zu etwas zu bringen, "weiter" zu kommen, d.h. individuellen Aufstieg zu schaffen. Auch wurden erstaunlicherweise nur selten die ungünstigen Rahmenbedingungen (Klima, Sprache etc.) bemängelt, sondern es gab durchweg die Erwartung, dass sich harte (!) Arbeit lohnen würde, während genau dies für das Heimatland als nicht gegeben angesehen wurde. Hier, im Einwanderungsland, konnte man es zu etwas bringen, wenn man hart arbeitete, das war die Maxime. Spannend wäre es einmal, sich diese Vorstellungen und Konzepte von Arbeit einmal genauer anzusehen. Armut reicht jedenfalls nicht allein aus, es kamen andere, wichtige Faktoren dazu.

Das erwähnte Zitat müsste entstammen: Engelsing, Rolf: Bremen als Auswandererhafen 1683 - 1880, Bremen 1961 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen 29).

Zettelkasten 3.2

Eine lange Zeit war es um den Zettelkasten von Daniel Lüddecke recht ruhig, nun kam nach der Version 3.19 ein Update auf die Version 3.2 in kurzer Folge: http://zettelkasten.danielluedecke.de/

Der Zettelkasten bietet sich für alle diejenigen an, die ein schnelles, kleines und komfortables Programm zum Verzetteln von Notizen benötigen und dann auch noch am besten auf allen Desktop-Plattformen. Die Website bietet übrigens auch noch ausführliche Hinweise und Links zum wissenschaftlichen Arbeiten. Die Arbeitsweise wird anhand von kleinen Videos erläutert. Sehr gut.

Samstag, 20. Juli 2013

Der Wagen der Zukunft

"Ehe die Wagen erfunden wurden, ritten die Menschen, wollten oder konnten sie sich nicht auf ihr natürliches Beförderungsmittel verlassen. Und zum Wagen bedurften sie des Pferdes oder eines anderen Zugtieres. Dann wurde das Pferd durch das Fahrrad ersetzt, zu welchem der Mensch Zugkraft liefert, und jetzt folgt als natürliche Entwicklungsstufe der Wagen ohne Pferde und ohne Menschenkraft, der von der Maschine betriebene Wagen.

Daß diesem die Zukunft gehört, kann auch der Blindeste sehen. So schön es sein mag, sich hinter flinken Rennern den Wind um die Nase spielen zu lassen, die beständige Aufmerksamkeit, welche diese Renner beanspruchen, die Kosten, welche ihre Pflege verursacht, die Ungleichmäßigkeit und Unsicherheit ihrer Leistungen beeinträchtigen das Vergnügen und das Stilgefühl an ihrem Besitz und lassen, die nur geringer Pflege bedürftige, im Zustande der Ruhe keine Wartung und keinen Unterhalt verlangende, in ihren Leistungen gleichmäßige Maschine im Ansehen steigen.

Kein Zweifel, daß der Automobil-Wagen der Wagen der Zukunft sein wird, wie das Fahrrad das Reitpferd der Jetztzeit ist. Die einzige Frage ist noch, welche Triebkraft den Sieg gewinnen wird, mit Petroleum erzeugter Dampf, Benzin oder Elektrizität? Aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß er der Elektrizität zufallen wird, als der reinlichsten und auch sichersten, und zwar durch Akkumulatoren gelieferten, denn eine direkt den Wagen aus Stromleitungen zugeführte, ist natürlich ausgeschlossen."

>Obernkirchener Anzeiger, 24. Juni 1899

Ich bearbeite gerade den wissenschaftlichen Nachlass von einem Kollegen, dabei stoße ich ab und an auf allgemein interessante Quellen, diese ist eine davon.

Umstrittene Wikipedia-Artikel

Die Süddeutsche über eine neue internationale Studie: http://www.sueddeutsche.de/digital/umstrittene-wikipedia-eintraege-was-vor-hitler-und-jesus-kommt-1.1725941

Mit Links zu den zitierten Quellen.

Donnerstag, 27. Juni 2013

Museum der Zukunft, Interview mit der Leiterin des Fischer- und Webermuseums in Steinhude

Frage nach dem Stellenwert neuer Medien für das Museum. Antwort:

"So wichtig auch die Printmedien und Presseartikel sind – dort kann ich zwar durch eine Pressemitteilung eine Textvorgabe einreichen, ob die aber abgedruckt wird, steht außerhalb meines Einflusses. Die Website, den Blog, Facebook,.. pflege ich selbst und habe die Möglichkeit, das Profil des Museums so zu kommunizieren, wie es in Konzept oder Leitbild steht, bzw. mit dem Vorstand abgestimmt ist. Das ist doch eine riesige Chance!"

https://dermuseumsheld.wordpress.com/2013/06/25/museum-der-zukunft-summertalk-mit-sandra-kilb-steinhuder-museen/

Samstag, 18. Mai 2013

The Zoteroist

http://zoteromusings.wordpress.com/

Mittwoch, 15. Mai 2013

Ab ins Schloß

Nun ist es soweit, Hannover hat sein Schloßmuseum, die HAZ berichtet täglich begeistert davon, etwa heute: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Buerger-sind-beeindruckt-vom-Schlossmuseum

Und ich frage mich, ob ich was dazu schreiben soll. War noch nicht da, kenne nur Bilder und bin irritiert. Vielleicht weil ich mich gerade mit der ach so wichtigen Personalunion beschäftigt habe, die schon manche Zeitgenossen kritisch sahen. Als Agrarhistoriker sehe ich das 18. Jahrhundert auch eher aus der Perspektive der Bauern und Dorfbewohner und nicht der hohen Herrschaften. Mich beschleicht jedenfalls ein ungutes Gefühl, wenn ich sehe, wer sich dort präsentiert. Die Leute sollen ja begeistert sein, nun denn.

Mittwoch, 1. Mai 2013

So viel Aufbruch war nie. Zum Tod von Peter Haber.

Es ist acht Jahre her. Die erste Begeisterung über das neue Medium war vorbei, die ersten Blogs und Wikis kamen auf und bescherten uns einen neuen Schub. Jetzt mußte man nicht programmieren, um im Netz gut und effizient publizieren zu können. Blogs und Wikis nahmen uns die Arbeit ab.
Das neue Land des Netzes bekam neue, spannende, aufregende Konturen, sie wirkten nicht mehr so "selbstgestrickt" und statisch wie die früheren html-Welten, sie waren bunter und offener. Wir bewegten uns voller Neugier in einen neuen Raum hinein. Und suchten nach Wegweisern. Eine der ersten und einer der wichtigsten Wegweiser dieser Jahre waren die beiden Schweizer Kollegen Peter Haber und Jan Hodel. Wir haben uns nur einmal kennen gelernt, in Basel, kurz am Rande einer Tagung. Ich selbst habe nie zu der Blogosphäre wirklich dazu gehört, fühlte und fühle mich nicht kompetent genug. Aber das Thema war und ist wichtig. Gerade deshalb waren die Beiträge in hist.net und auf den anderen Seiten der beiden Kollegen so unendlich wichtig. Sie wiesen nicht nur neue Wege, sondern sie gaben auch Mut, etwas auszuprobieren und ver mutlich gäbe es digireg auch nicht ohne deren Vorbild. Plötzlich war so viel möglich. Der Raum war offen und weit und wartete darauf, dass jemand ihn betrat. Die beiden taten es, früher und konsequenter als viele andere. Sie erkannten auch früh das Potential der Wikipedia, blieben dennoch vorsichtig, skeptisch, vorsichtig. Es war hier wie in allen Beiträgen der reflektierte, systematische Umgang mit dem Netz, der so bedeutsam war.
Diese spannenden Zeiten sind vorbei, Peter Haber hatte die nächsten Schritte unternommen, Jan Hodel hat sich etwas zurück gezogen. Und jetzt? Auch wenn es unsinnig sein mag, so etwas zu schreiben, aber der Tod hat etwas Unanständiges an sich, etwas Brutales, Unmenschliches, etwas nicht Sagbares, er läßt uns hilflos zurück, egal, was wir tun, wir können nichts gegen ihn unternehmen. Wir können weiter leben, weiter geben, ihn aber nicht aufheben. Und es bleibt nur die Hoffnung, dass andere die Arbeit weiter führen.
Peter Haber kann ich den Dank für die damaligen Schritte nicht mehr aussprechen, Jan Hodel wohl. Und das mache ich hiermit gern - und mit Trauer.

Dienstag, 30. April 2013

Peter Haber (1964-2013)

Peter Haber ist tot! Er wird fehlen.

Sonntag, 3. März 2013

Manches ...

Wir sitzen im IC 1923 von Berlin nach Hannover, Wagen 7, aber nicht in irgendeinem, sondern in einem alten D-Zug Wagen und machen eine erstaunliche Erfahrung. Früher war doch manches besser. Gut, alles sieht alt und gebraucht aus, die Polster sind leicht durchgesessen, aber dennoch erstaunlich bequem und vor allem haben wir Platz, richtig viel. Es sind mindestens 20 cm mehr als in neuen Abteilwagen und das bedeutet: zwischen unseren knien ist richtig Platz. Die Folge: Ich sitze entspannt in einem Fauteil und genieße einfach die Fahrt, so schön war es schon lange nicht mehr, mit der Bahn zu fahren. Schade, dass nach knapp zwei Stunden die Fahrt zu Ende ist.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Dorf und Kleinbahn
Am 4. November fand in Wietze im Deutschen Erdölmuseum...
KHSchneider - 6. Nov, 11:36
Es passiert doch einiges
Hier ist es in den letzten Monaten sehr, sehr ruhig...
KHSchneider - 20. Mai, 20:10
Blog Befreiung 1945
Nach einiger Zeit der Ruhe beginnt hier vielleicht...
KHSchneider - 4. Mär, 17:01
Das "verschwundene" Jahrhundert
Mein Kollege Carl-Hans Hauptmeyer hat in der hannoverschen...
KHSchneider - 17. Sep, 18:13
Erster Weltkrieg
Wieder zurück!Auf Digireg ist es lange recht ruhig...
KHSchneider - 13. Mai, 17:39

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Web Counter-Modul


Berlin
Dorf
Geschichte
Hannover
Hochschule
Krieg
Medien
Migration
Minden 1759
Museen
Region
Ressourcen
Revolution 1848
Schaumburg
Software
Stadtplanung
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren