Sonntagsarbeit

Die evangelische Kirche hat zumindest in Niedersachsen ein neues Steckenpferd, den Kampf gegen die Sonntagsarbeit, das seit einiger Zeit vermehrt geritten wird. Nun trifft es auch Uni-Bibliotheken, die auch am Sonntag geöffnet haben, wie die UB der Leibniz-Universität. Ein Pastor forderte nun die Schließung dieser Bibliothek am Sonntag. Recht so und demnächst dürfen auch die OPACs am Sonntag nicht mehr geöffnet werden ...
Christopher Kern - 20. Nov, 19:34

Richtig, keine Sonntagsarbeit für Pastoren!

Um den guten Pastor Friebe zu zitieren: „Es sollte nochmal überlegt werden, ob das notwendig ist.“ Richtig, man sollte auch einmal darüber nachdenken, ob Kirchen wirklich Sonntags geöffnet sein müssen. Es ist doch unverantwortlich, dass Pastoren am Sonntag arbeiten müssen! Und warum dürfen eigentlich Kirchen per Gesetz sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag geöffnet sein, während sie selber anderen dieses Recht absprechen?

Die Scherzkekse von der Kirche sollten vielleicht dem Planeten Erde mal wieder einen Besuch abstatten, scheinbar haben sie die letzten 500 Jahre woanders verbracht.

Ralf Raths - 21. Nov, 09:27

Advocatus divini?

Nun kann man sich aber auch mal den Gedanken im Hirn zergehen lassen, ob die Forderung nach dem freien Sonntag nicht gerade daher rührt, dass Pfaffen die letzten 500 Jahre sehr genau beobachtet haben.

Denn man muss nicht mal die Implikationen der marxistischen Perspektive akzeptieren, um zu erkennen, dass dieser wunderbar amorphe Prozess namens Modernisierung nicht zuletzt auch Aspekte wie Entfremdung mit sich führt -begleitet von den kapitalistischen Reitern Burn-out, Orientierungslosigkeit und Vergötzung der Wirtschaftsleistung.

Insofern ist der Gedanke, nach Möglichkeit einen mehr oder minder festen Punkt in den Rhythmus der Menschen einzuziehen, durchaus nicht automatisch Weltfremde, sondern, je nach Reflexionsgrad des Fordernden, einfach der Versuch, einigen negativen (nicht allen) Aspekten der zunehmenden Beschleunigung und Atomisierung eine probates Mittel entgegenzustellen.

Gerade in Berufen, in denen man sich die Arbeit frei einteilen kann, merkt man schnell und dann oft, dass man immer einen Tag braucht, an dem man wirklich mal frei macht. Die Uni ist diesbezüglich aber ein Elfenbeinturm, sogar bei den WiHis auf quasi-Hartz-IV-Niveau - doch je nach sozialer Situation, vor allem aber nach empfundenem (gesellschftlich vermitteltem!) Druck können Menschen das dann oft nicht mehr realisieren und/oder mit gutem Gewissen durchführen. Welchem Bildzeitungsleser kann schon vermittelt werden, dass Muße ein wichtiger Wertan sich ist? Und da hilft ein "verordneter" Ruhetag zumindest teilweise weiter.

Und wer glaubt, dass die Globalisierung diktiert, dass Kaufland am Raschplatz 8760 Stunden im Jahr offen sein muss, weil uns sonst morgen "der Chinese" frisst, der glaubt auch an dem Weihnachtsmann.

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