Lieber genauer lesen, finde ich!

Nando Stöcklin hat in einem Blogbeitrag darauf hingewiesen, dass die Wikipedia eine andere Funktion hat als Forschung, nämlich als Zielgruppe die allgemeine Öffentlichkeit hat, weshalb sie "primär" ein Dienst für die Öffentlichkeit, nicht für die Forschung ist. Das leuchtet auch ein, die Wikipedia kann derzeit keine Forschungsprozesse abbilden, sondern nur deren Ergebnisse referieren. Das klappt manchmal sehr gut, manchmal weniger gut. Weshalb Klaus Graf daraus gleich "dummes Zeug" machen muss, ist mir unverständlich. Zur Wissenschaft gehört auch das Anerkennen anderer Meinungen und Positionen. Das Ganze ist übrigens durch eine Sendung von Peter Haber ausgelöst worden. Worauf Stöcklin übrigens verweist, ist die Tatsache, dass die Wikipedia eine Enzyklopädie sein will, d.h. hier sollen Forschungsergebnisse wiedergegeben werden. Dass damit auch das "Strukturieren" von Informationen gemeint ist, wie Graf gegenüber Stöcklin einwendet, hat dieser gar nicht in Frage gestellt. Aber Wissenschaft ist nicht nur "Theoriefindung" oder "Strukturieren" von Informationen, wie Graf in seinem Blogbeitrag anmahnt, sondern auch Erkenntnisgewinn durch Forschung. Das kann aber eine meines Erachtens eine Enzyklopädie im engeren Sinn kaum leisten.

KlausGraf - 31. Aug, 15:48

Dummes Zeug

Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie verstanden haben, worum es mir geht. Sie sollten lieber genauer lesen!

Wer sich an irgendwelchen Phrasen wie "Wikipedia ist eine Enzyklopädie" oder Äußerungen von J. Wales entlanghangelt, wird nie begreifen, dass sich die Wikipedia einer vorschnellen Einordnung entzieht.

Die Wikipedia kann in Einzelfällen auch Erkenntnisgewinn durch Forschung herstellen und anregen. Das habe ich mit Argumenten belegt.

Hat irgendjemand behauptet, dass dies ihr primäres Ziel und ihre programmatische Ausrichtung sein muss?

Unbeantwortet ist die Frage, was man mit den riesigen Mengen wissenschaftlichen und fachlichen Wissens in Form von eigenen Artikeln, die nicht im mindesten die allgemeine Öffentlichkeit interessieren können, macht bzw. wie man diese Masse auf das Selbstverständnis der Wikipedia bezieht. Ich sehe darin mehr als einen "Kollateralschaden", der eben beim Wissensanhäufen fürs Volk zustandekommt, sondern eine Chance für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Wikipedia und Acaedmia. Und Stöcklin hat den Sinn einer solchen Annäherung mit dem oberflächlichen Argument bezweifelt, das primäre Publikum der Wikipedia sei die Öffentlichkeit.

Ich erklärs Ihnen aber auch gern noch fünfmal.

KHSchneider - 31. Aug, 21:02

Lieber Herr Graf, nun ist nicht nur mir klar, dass Sie es besser wissen. Aber wollen Sie sich wirklich die Mühe machen, mir das so oft zu erklären?
Das Anerkennen anderer Positionen als ihrer scheint Ihnen allerdings so schwer zu fallen, dass ich eher glaube, das Problem liegt bei Ihnen, nicht bei mir. Insofern macht der Austausch sachlicher Argumente kaum Sinn.
ChaosPhoenix - 1. Sep, 22:45

Die Frage, ob man aus der Wikipedia auch nutzen für die Forschung ziehen kann, ist überflüssig. Wenn ich ein Buch lese, kann ich dadurch auch auf neue Ideen kommen, das gilt auch für Enzyklopädien - online wie offline. Natürlich kann Wikipedia Forschungsprozesse lostreten.

Aber sie sollten dort nicht geführt werden. Wenn ich ein interessantes Buch ausleihe, kritzele ich auch nicht darin rum. Genausowenig werde ich meine Theorien zu einer neu entdeckten mittelalterlichen Quelle nicht auf dieser niederschreiben.

Eine Diskusionsseite in der Wikipedia reicht nicht aus, um einen Forschungsprozess darzustellen, genauso wie ein rumeditieren in den Einträgen keinen Diskussionsverlauf gut abbilden kann. Wikipedia ist möchte eine Enzyklopädie sein, aber wie Klaus Graf richtig sagt, geht ihre Funktion schon darüber hinaus. Natürlich ist die Bearbeitung von Wissen auch Wissenschaft. Karl Schneider hat wiederrum Recht, wenn er sagt, dass das nicht Aufgabe einer Enzyklopädie ist.

Es geht hier mehr um den ist und soll Zustand der Wikipedia. Sie ist schon mehr als sie sein sollte, was man kaum rückgängig machen kann (und auch nicht soll). Man muss die Schwachpunkte noch ausbessern und den Diskurs unterstützen und darstellen, da er sowieso schon stattfindet.

Ich würde es begrüßen, wenn es einen zentralen Ort für Forschung geben würde, wie die Wikipedia ein zentraler Ort für "geronnenes" Wissen ist. Für mich fördert es die Transparenz, wenn Forschung und Ergebnisse getrennt dargestellt werden. Dazu gehört natürlich auch, das beides gut miteinander verbunden ist, so dass den Forschungsprozess verfolgen kann. Soetwas kann neben oder auch bei der Wikipedia stattfinden.

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