Zur Verödung des flachen Landes
Als wir im letzten Jahr uns mit Scheunenvierteln in Niedersachsen beschäftigten, ging es uns um die Geschichte dieser "Viertel". Für alle anderen ging es um etwas anderes, nämlich um die Frage, wie es gelingen kann, diese Gebäude längerfristig zu sichern. Die gefundene Antwort entspricht etwa der, die in einem FAZ-Interview Birgit Franz, Architekturprofessorin aus Hildesheim, gibt: "sanfter Tourismus", d.h. man will im wesentlichen Besucher aus der Region ermuntern, an Wochenenden zu speziellen Veranstaltungen diese Objekte zu besuchen. Wenn sie allerdings schreibt, dass auf Geld nicht zu hoffen ist, dann trifft das auf die Scheunenviertel nicht zu. Der "ländliche Raum" bekommt Zuschüsse, seit vielen Jahren und weiterhin. Ohne teilweise enormes ehrenamtliches Engagement ginge das auch nicht, aber die würden auch scheitern, gäbe es da nicht immer wieder Zuschüsse.
Dennoch bleiben bei mir Zweifel. Sie beziehen sich darauf, dass auf dem flachen Land aus Orten der Produktion solche der Konsumtion geworden sind. Was viele inzwischen erfolgreich verdrängt haben, ist die schlichte Tatsache, dass der "ländliche Raum" ohne massive Transferleistungen völlig anders aussehen würde. Wer dann ehrlich ist, wie auch die Kollegin Franz, landet schnell bei dem W-Wort: Wüstungen. Wenn sie aber schreibt, Wüstungen habe es auch schon früher gegeben, so muss das konkretisiert werden, denn in historischer Zeit praktisch nur im Mittelalter, insbesondere im Rahmen der hochmittelalterlichen Agrarkrise.
Wüstungen verweisen auf tiefe gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Diese erfassen seit dem Zweiten Weltkrieg praktisch alle Industrieregionen. Die faktisch einzige Antwort, die darauf gefunden wurde, war die massive Subventionierung der Landwirtschaft und der ländlichen Gebiete. Geändert, wenn man darunter das weitgehende Verschwinden der Landwirtschaft aus dem gesellschaftlichen Leben, zugleich auch vieler anderer ökonomischer Aktivitäten, die Auflösung der Infrastruktur (die oft erst im Kaiserreich nach 1870 entstanden war) und die fast komplette Nutzung der Dörfer als Schlafsiedlungen sieht, hat das nichts. Nur wenige Regionen wie das Oldenburger Münsterland oder das Emsland haben noch eine tragfähige agrarische Komponente, andere, stadtferne Regionen (und die fangen offenbar selbst in Orten wie Liebenau, nicht einmal eine Autostunde von Hannover und in Nachbarschaft zu Hannover, an, eignen sich selbst als Wohnort immer weniger. Bemerkenswert an dieser Situation ist, wie sehr immer und immer wieder versucht wird, das vermeintlich historische Dorf zu retten. Während dafür in den letzten Jahrzehnten nicht unerhebliche Mittel bereit standen, wird jetzt gerade entdeckt, dass das flache Land immer noch unzureichend mit Breitband-Anschlüssen für das Internet verbunden ist! Anstatt aber in dieser Versorgung nicht nur ein Grundrecht zu sehen, sondern auch eine notwendige Grundlage für praktisch alle gesellschaftlichen und ökonomischen Aktivitäten, wird daraus ein - Wettbewerb!
Dennoch bleiben bei mir Zweifel. Sie beziehen sich darauf, dass auf dem flachen Land aus Orten der Produktion solche der Konsumtion geworden sind. Was viele inzwischen erfolgreich verdrängt haben, ist die schlichte Tatsache, dass der "ländliche Raum" ohne massive Transferleistungen völlig anders aussehen würde. Wer dann ehrlich ist, wie auch die Kollegin Franz, landet schnell bei dem W-Wort: Wüstungen. Wenn sie aber schreibt, Wüstungen habe es auch schon früher gegeben, so muss das konkretisiert werden, denn in historischer Zeit praktisch nur im Mittelalter, insbesondere im Rahmen der hochmittelalterlichen Agrarkrise.
Wüstungen verweisen auf tiefe gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Diese erfassen seit dem Zweiten Weltkrieg praktisch alle Industrieregionen. Die faktisch einzige Antwort, die darauf gefunden wurde, war die massive Subventionierung der Landwirtschaft und der ländlichen Gebiete. Geändert, wenn man darunter das weitgehende Verschwinden der Landwirtschaft aus dem gesellschaftlichen Leben, zugleich auch vieler anderer ökonomischer Aktivitäten, die Auflösung der Infrastruktur (die oft erst im Kaiserreich nach 1870 entstanden war) und die fast komplette Nutzung der Dörfer als Schlafsiedlungen sieht, hat das nichts. Nur wenige Regionen wie das Oldenburger Münsterland oder das Emsland haben noch eine tragfähige agrarische Komponente, andere, stadtferne Regionen (und die fangen offenbar selbst in Orten wie Liebenau, nicht einmal eine Autostunde von Hannover und in Nachbarschaft zu Hannover, an, eignen sich selbst als Wohnort immer weniger. Bemerkenswert an dieser Situation ist, wie sehr immer und immer wieder versucht wird, das vermeintlich historische Dorf zu retten. Während dafür in den letzten Jahrzehnten nicht unerhebliche Mittel bereit standen, wird jetzt gerade entdeckt, dass das flache Land immer noch unzureichend mit Breitband-Anschlüssen für das Internet verbunden ist! Anstatt aber in dieser Versorgung nicht nur ein Grundrecht zu sehen, sondern auch eine notwendige Grundlage für praktisch alle gesellschaftlichen und ökonomischen Aktivitäten, wird daraus ein - Wettbewerb!
KHSchneider - 8. Jul, 06:15
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