Region

Donnerstag, 21. Juni 2007

Badisch Sibirien

Es ist schon fast eine Standardgeschichte: Regionen, die vor der Industrialisierung schon Entwicklungsprobleme hatten, fallen während der Industrialisierung endgültig zurück, weil sie in der ersten Phase von wichtigen Eisenbahnverbindungen abgeschnitten waren. Das war auch in Badisch-Sibirien der Fall, wie eine Internet-Darstellung von Peter Wanner zeigt.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Agrarland? Arbeiterland!

Es gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen Niedersachsens, dass es keineswegs nur eine Agrarland war und ist, sondern auch ein Industrieland. Die Hannoverander und vor allem die Lindener wissen es besser, teilen es aber den anderen Niedersachsen nur selten mit, obwohl sie in Braunschweig, Salzgitter, Peine, Wolfsburg, Obernkirchen, Osnabrück und einigen anderen Orten Verbündete finden könnten. Hier gilt es jedenfalls auf eine sehr schöne Website zu verweisen, die bei der Spurensuche nach Industriekultur in der Region Hannover hilft: mit guten Tips, einem Reiseweg, vertiefenden Informationen und einigen Links (warum fehlt eigentlich unsere Lernwerkstatt?). Das alles ist nicht nur für Lindener und Hannoverander spannend, sondern vielleicht verirren sich ja auch andere Niedersachsen einmal bei der Spurensuche zur niedersächsischen Industriegeschichte zumindest auf diese Website.

Dienstag, 27. März 2007

Regionale Entwicklungspfade

Gerade ist die neueste Prognos-Studie vorgelegt worden (Zukunftsatlas), die die sehr starken regionalen Unterschiede in Deutschland belegt, eigentlich etwas, was sich in den letzten Jahren nur im Detail verändert hat: dem Osten geht es schlecht, dem Süden gut bis ausgezeichnet, der Nordwesten, also Niedersachsen, schlägt sich wacker, wobei es im Westen besser aussieht als im Südosten, was nichts daran ändert, dass Wolfsburg die Vorzeigeregion des Landes war und ist.
Dies alles wirft die Frage auf, wie solche Entwicklungen historisch einzuordnen sind. Gibt es - gewissermaßen aus der Geschichte abgeleitet - erfolgreiche Regionen? Oder wenigstens: bietet die „Geschichte“ eine Voraussetzung für den Erfolg? Der Blick auf „erfolgreiche“ niedersächsische Regionen macht skeptisch. Nehmen wir das Emsland: 1950 gehörte es zu den Regionen mit einem hohen Nachholbedarf, der im Rahmen des Emslandplans dann stattfand, und dennoch nahm die Zahl der Beschäftigten bis 1970 ab. Erst danach fand ein sich immer mehr beschleunigender Anstieg der Beschäftigten statt (die Zahlen finden sich: Werner Franke; Grave, Josef; Schüpp, Heiner, Steinwascher, Gerd, Hrg., Der Landkreis Emsland: Geographie, Geschichte, Gegenwart, Meppen 2002, S. 689). Der heute erfolgreiche Landkreis hat also ganz andere Zeiten hinter sich. Es spricht deshalb einiges dafür, dass komplexe Umstände zu dem aktuellen Erfolg führten. Nicht anders war es beim benachbarten Oldenburger Münsterland, das im 19. Jahrhundert zu den Problemregionen Norddeutschlands gehörte, u.a. mit einer erheblichen Auswanderungsquote, und sich erst nach und nach mit einem Mix aus einer exportorientierten Landwirtschaft und einer weiter verarbeitenden Nahrungsmittelindustrie zu einer dynamischen Region entwickeln konnte, die noch dazu von der Nähe zum Ruhrgebiet und Bremen (via A 1) profitiert.
Die Prognos-Studie wirft noch andere Fragen auf: Ist unsere Politik der Entwicklung ländlicher Räume nicht ein Konzept, das dringend kritischer Überprüfung bedarf, auch wenn das zu heftigen Protesten führen dürfte? Können wir verbissen auf jede Region sehend, uns aufwendige Förderkonzepte leisten? Funktionieren die seit ca. 20 Jahren landauf, landab gepredigten Entwicklungskonzepte ländlicher Räume wirklich? Oder spielen für den Erfolg von Regionen nicht andere Faktoren eine wichtigere Rolle, wie die Nähe eines urbanen Entwicklungszentrums? Ist gar unser Blick auf die Region und ihre Akteure nicht schon ein problematischer Zugriff, denn Akteure kleben nicht an Regionen, wie eine der wichtigsten Akteursgruppen des 19. Jahrhunderts, die Auswanderer, nachhaltig bewiesen haben.

Montag, 29. Januar 2007

Grenzen der Regionalgeschichte

Über Regionalgeschichte zu schreiben beginnen und dann gleich auf die Grenzen des Konzepts Region zu verweisen, mag zunächst überraschen, ist aber notwendig. Die große Zeit der Regionalgeschichte, nämlich die Zeit des innovativen Konzepts, scheint zumindest vorübergehend vorbei zu sein. Migrationsgeschichte oder transnationale Geschichte erfreuen sich derzeit wesentlich größerer Bedeutung. Zu Recht, denn das an „Räumen“ orientierte Konzept der Mikrogeschichte hat bei allen Vorteilen unübersehbare Nachteile, stößt es doch an den Grenzen dieser Regionen. Zwar lassen sie sich als forschungsstrategische Regionen definieren, aber aus forschungsstrategischer Sicht ist es eben meist sinnvoll und kaum vermeidbar, territoriale Grenzen zugrunde zu legen, weil sonst kaum konsistente Daten zu finden sind. Dann aber ist die Region doch wieder nicht aus den Forschungsfragen definierbar, sondern aus territorialen Grenzen. An Niedersachsen läßt sich das gut nachvollziehen: regionale Forschungen zu Niedersachsen enden meist an den territorialen Grenzen, wie die eigentlich vorzügliche Studie von Hinrichs u. Co. über das Land Oldenburg und dessen Differenzierung (Hinrichs, Ernst; Rosemarie Krämer, Christoph Reinders, Die Wirtschaft des Landes Oldenburg in vorindustrieller Zeit: eine regionalgeschichtliche Dokumentation für die Zeit von 1700 bis 1850. Oldenburg 1988). Die Regionen sind in dieser Arbeit solche innerhalb des Landes Oldenburg, aber, so ließe sich einwenden: machten diese wirtschaftlich definierten Regionen an den Grenzen des Landes Oldenburg einfach so halt? Nein, nur finden sich jenseits dieser Grenzen ganz andere Daten.
Das ist ein Einwand gegen die aktuelle Konzeption von Regionalgeschichte, ein anderer ergibt sich aus der Migrationsgeschichte, denn der auf den Raum fokussierte Blick reduziert das Verhalten der Menschen auf den Augenblick, in dem sie sich, zufällig oft, an diesem Ort aufgehalten haben. Immobile Menschen sind denkbare Objekte regionalgeschichtlicher Arbeit, denn nur wer an einem Ort oder in einem sehr engen Umkreis sich von der Geburt bis zum Tod aufgehalten hat, ist erfaßbar. Die anderen, welche wanderten, verschwinden bald wieder aus dem Blick.

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