Lernen
Bislang war ich immer sehr skeptisch, was das "Lernen aus der Geschichte" angeht. Mittlerweile bin ich da vorsichtiger. Nicht, dass es ein einfaches Lernen aus der Geschichte gäbe, aber es wäre vielleicht doch sinnvoller, wenn bei strukturellen Entscheidungen in diesem Land kompetente Historiker beteiligt würden. Das aktuelle Desaster um den Jade-Weser-Port ist für mich da ein gutes Beispiel. Mit einem immensen Aufwand wurde ein Tiefwasserhafen in Konkurrenz zu Bremerhaven und Hamburg aufgebaut. Dagegen wäre ja nichts einzuwenden. Nur: Wilhelmshaven bietet eine lange Geschichte der nicht nutzbaren Chancen. Oder anders formuliert: Das Projekt, aus einem Nur-Kriegshafen einen erfolgreichen und konkurrenzfähigen Tiefwasserhafen zu machen, ist nicht neu, sondern hat eine lange Vorgeschichte. Zunächst wurde direkt nach 1945 der Hafen samt der Werft systematisch zerstört. Danach versuchte man es mit neuen zivilen und nicht-maritimen Produkten, ab Mitte der 1950er Jahre wurde nicht nur Marine hier stationiert, sondern später sollte der vorhandene Tiefwasserhafen als Standortvorteil genutzt werden, doch die interne Konkurrenz, siehe oben, war immer stärker. Lange Strukturen können offenkundig nicht kurzfristig verändert werden. Dazu gehört auch die strukturell schlechte Anbindung an das "Hinterland" - ebenfalls ein keineswegs neues Problem.
Angesichts dieser Vorgeschichte erscheint es zumindest von außen als ein reichliches waghalsiges Manöver, was da versucht wurde. Der tiefe Hafen allein reicht nicht und wird auch nicht reichen. Warum, frage ich mich, wurden diese strukturellen Probleme nicht erst gelöst, ehe ein teurer Hafen gebaut wurde?
Zur aktuellen Situation: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Wenig-Betrieb-JadeWeserPort-spuelt-kein-Geld-in-die-Kasse