Hochschule

Montag, 3. Dezember 2007

Verwahrlost?

In der ZEIT beklagt Ulrich Herbert den schlechten Zustand der Lehre in vielen Seminaren der Geschichtswissenschaft, u.a. durch eine Überfüllung der Seminare. Das mag stimmen, aber es stimmt auch bedenklich, wenn, wie in Hannover, sich erschreckend wenig Professoren für Studienangelegenheiten interessieren (aber dauerhaft über eine zu hohe Lehrbelastung klagen) oder wenn die neuen Studiengänge dazu genutzt werden, ein Lernpensum einzufordern, das bei einigermaßen realistischen Lektürezeiten schon fast absurd klingt. Statt dessen kommt dann die Klage über Plagiate. E-Learning-Angebote werden mittlerweile genutzt, aber zögernd und widerstrebend, wie überhaupt neue Medien den meisten Kolleginnen und Kollegen eher eine Plage denn eine Chance zu sein scheinen. Es mag hier vielleicht gar nicht überraschend wirken, wenn innovative und interaktive Lehr und Lernmodule in der Geschichtswissenschaft wie adfontes oder Geschichte online oder pastperfect nicht in Deutschland, sondern in der Schweiz und in Österreich entwickelt worden sind. In Deutschland setzen wir eher auf lineare Wissensvermittlung wie in unserer Lernwerkstatt oder der Einführung in die Frühe Neuzeit. Das liegt nicht unbedingt an der technischen Ausstattung, sondern an der Nutzung der technischen Ausstattung.

Nun soll hier nicht einfach dem E-Learning das Wort geredet werden, aber es fehlen die guten Lehrideen, die kreative Annahme der Herausforderungen in der Lehre und nicht nur das Klagen über die schlechten Rahmenbedingungen. Und es fehlt zuweilen an Professoren, die in der Lehre und nicht nur im Einwerben von Drittmitteln oder dem Schreiben von Büchern und Aufsätzen ihre Aufgabe sehen. Es ist schon erschreckend, wenn ein Student aus München mir nach zwei Mails mitteilt, das sei mehr Kontakt gewesen, als er mit seinem Professor während der gesamten Prüfungsphase inklusive Magisterarbeit hatte. Gut, es handelt sich um einen renommierten Kollegen, aber ist das wirklich ein Argument? Bei der Jagd nach Exzellenz und den besten Studierenden gerät immer mehr die Masse aus dem Blick und das liegt vielleicht nicht nur an den schlechten Betreuungsrelationen.

Eigentlich wollte ich hier heute über einen Vortrag von Rüdiger Nehberg kurz berichten, den dieser heute abend im Audimax der Uni gehalten hat, u.a. über die Verstümmelung von Frauen; zu dem Thema gibt es sicher auch kompetentere Schreiber.

Dienstag, 27. November 2007

Prüfungsstress

In der Süddeutschen Zeitung gibt es Infos gegen Prüfungsstress. Dort geht es zwar um Vorstellungsgesprüche oder Gespräche mit dem Chef, aber die Tips sollten auch gegen eine normale BA-Prüfungsangst helfen, die, wenn ich so einige Meldungen der letzten Zeit richtig deute, auch bei unseren BA-Studierenden zunehmend auftritt. Übrigens helfen, speziell bei Magisterprüfungen, auch Testprüfungen in Examensseminaren.

Freitag, 2. November 2007

Was ist ein Plagiat - oder wann darf man Anführungszeichen weglassen?

Eine Frage, die sich bei Plagiatsfällen oft stellt, ist die, wann ein solches Plagiat vorliegt. Eric Steinhauer hat jetzt in seinem Blog auf so einen Fall verwiesen, die Juristische Methodenlehre von Hans-Peter Schwinkowski. Eine Rezension hatte vor allem viele nicht gekennzeichnete Zitate einer von Schwinkowski betreuten Dissertation gefunden. Der Beschuldigte hat jetzt dazu Stellung bezogen. Neben ein wenig Einsicht findet sich dort die Argumentation, dass es sich um ein populärwissenschaftliches Werk handele, in dem etwas lockere Zitiertregeln möglich seien. Mag ja sein, aber: Seit wann handelt es sich um Bände bei utb (dort in der Reihe Basics, Recht und Wirtschaft erschienen) um eine populärwissenschaftiche Reihe? Es handelt sich doch wohl eher um eine Einführung für Studierende. Bemerkenswert ist dann die Schlußfolgerung des reuigen? Autors: "Das ändert selbstverständlich nichts daran, dass die Anforderungen an die Zitiertechnik hoch wissenschaftlicher Werke (Dissertationen/Habilitationen) völlig anders sein muss. Auch die Anforderungen an die Zitiertechnik im Rahmen von Studien- oder Magisterarbeiten der Studierenden müssen andere sein..."

Jetzt wird alles klar: es gibt populärwissenschaftliche Werke, hochwissenschaftliche Werke und dann wohl auch tiefwissenschaftiche Werke sowie Studien- und Magisterarbeiten. Entsprechend darf man oder darf man nicht wörtliche Zitate kennzeichnen. Und da Professoren offenbar Deutungshoheit haben und keine Habilitationen mehr schreiben müssen, entscheiden sie beim eigenen Werk über dessen Stellung. Was also für Studierende und Doktoranden Pflicht ist, ist für Professoren dann noch lange nicht billig

Und merke: bei utb gibt es populärwissenschaftliche Werke, in denen etwas freizügiger aus fremden Texten ztiert werden kann, ohne dies kenntlich zu machen. Na, dann ist ja alles gut.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Elfenbein-Türme, Eventmarketing und der Jammer der Elite

In den Blättern für deutsche und internationale Politik gibt es einen lesenswerten Artikel von Heiner Keupp über das "Unternehmen Universität". So sehr überzeugend auch viele der Argumente sind, so verkennen sie doch zweierlei: Erstens: Was sind das für "Eliten" an den Unversitäten, die sich ein derartiges bürokratisches Monster (wenn es denn eines ist) überstülpen lassen? Und zweitens: wurde das neue System nicht auch deshalb beinahe unstudierbar, weil es ja alles vorher schon wußten, m.a.W., sich kaum an einer intelligenten, engagierten Umsetzung beteiligten und beteiligen? Wer stundenlang etwa über die Zumutung der Prüfungsverbuchung via Web jammert, hat in der Tat dann kaum noch Zeit, diese Verbuchung vorzunehmen. Schlimm ist es, wenn ohne Not, nur weil jeder will, dass "seine" Beiträge zur Lehre auch durch entsprechende Prüfungsleistungen gewürdigt werden, auch entsprechende Prüfungen verlangt. Wer aber viele Prüfungen bewußt will, darf sich nicht anschließend über eine entsprechende Prüfungsbelastung ärgern. Insofern macht das neue System manches leichter: "Schuld", wenn etwas nicht klappt, sind ohnehin die "anderen", die Bürokraten in den Hochschulen und außerhalb.


Und oft klagen diejenigen am meisten, die nichts oder kaum zur inhaltlichen (!) Ausgestaltung der neuen Studiengänge beigetragen haben. Das neue System ist eine Herausforderung, ganz gewiß, aber es ist nicht nur Bürokratie. Na gut, man kann über die Akkreditierungen süffisant lächeln, aber wann haben wir je so viel über andere Universitäten und Institute an Informationen erhalten, wie jetzt? Denn die Gutachter sind ja selbst Hochschullehrer, die viele Probleme selbst kennen und oft ebenfalls nach Lösungen suchen, die besser sind als die bislang gefundenen. Aber wir reden miteinander. Und es kommt viel in Gang. Wir haben in Hannover, endlich, nach vielen Jahren der Verweigerung (schon unter dem alten System, über dessen Ausbildungsqualität ich keineswegs so positive Urteile abgeben möchte) eine Ringvorlesung erhalten, die sogar als Videostream aufgenommen wird. Wir verfügen über E-Learning-Systeme und wir könnten eine neue Kultur der intensiven Lehre einführen, die auch Wahlmöglichkeiten, Vertiefungen, Spezialisierungen ermöglicht. Wir reden über Lehre, verständigen uns über Inhalte und Formen, tun endlich Dinge, die längst überfällig waren. Wenn wir jetzt noch dem jungen, kreativen Nachwuchs Entfaltungsmöglichkeiten geben, können sich endlich überfällige Innovationen durchsetzen, die Studierenden neue Freude an der Lehre und am Lernen geben.

Was wir lange genug hatten, waren Studierende, die am Ort Hochschule viel zu lange geblieben sind, weil es hier so kuschelig war und weil Wissenschaft viel Zeit braucht. Studierende, die faktisch Teilzeitstudierende waren und dann oft an der Abschlußprüfung scheiterten. Anstatt weiter zu klagen, sollten Lehrende endlich die neuen Strukturen akzeptieren, sie mit Inhalten füllen, und nicht weiter, wie in den letzten Jahren, gerade in den Geisteswissenschaften in einen Kontrollwahn verfallen, der niemandem hilft, aber auch nicht in dieser Form verlangt wird. Zumindest noch nicht. Und sie sollten endlich ihren Sachverstand einsetzen, um zu verhindern, dass nicht tatsächlich die Bürokratie eines Tages uns die Inhalte vorschreibt.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Eliteuni 2

Eine studentische Perspektive auf die Elite-Uni FU Berlin bietet heute ein Artikel der Berliner Zeitung.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Plagiate

Eigentlich wollte ich schon vor Wochen auch über dies Thema schreiben, aber nun sind mir wieder einmal andere zuvor gekommen. Jan Hodel formuliert sehr schön, die Einwände gegen Anti-Plagiat-Software: der Ansatz, der dahinter steht, ist schon falsch und der Generalverdacht, den manche Lehrende auch in Hannover gegen Studierende wenden, kann sich schnell auch gegen sie wenden. Aber eigentlich artikuliert sich auch in dieser Debatte wieder einmal das offenbar weit verbreitete Unbehagen (vorsichtig ausgedrückt) gegen die neuen, konsekutiven Studiengänge. Wieder einmal heißt es: "Haltet den Dieb." Wenn die Fächer die Studierende ohne Not (denn das ist nicht die Folge der neuen Studiengänge) mit Prüfungsleistungen überziehen, sollten sie dann hinterher nicht über die hohe Prüfungsbelastung jammern und den immanenten Zwang zum Abschreiben. Wie wäre es mit überlegter formulierten Anforderungen an die Studierenden, abgewogeneren Prüfungsleistungen und einer engagierten Lehre (ja, ich weiß, wir sind alle soo engagiert, aber jeder kennt sie die "schwarzen" Schafe)? Dann bleibt etwas mehr Zeit für eine gute Betreuung der Studierenden und die Lehrenden setzen sich nicht der Gefahr aus, daß auch ihre Texte einer kritischen Plagiats-Prüfung unterzogen werden.

Samstag, 29. September 2007

Projektitis

In Deutschland, so mein Eindruck, gibt es eine regelrechte "Projektitis". Offenbar können viele Neues nicht mehr einfach so beginnen, sondern sie brauchen Projekte, Titel, Geld usw. Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einem Kollegen über ein Alumni-Projekt unterhalten. Sehr wichtig. Mein Hinweis: auch ein Blog, wie dieser hier, könne den Kontakt mit den Alumni sicher stellen, wurde mit dem Hinweis gekontert, dafür müsse man erst "Projektmittel" beantragen. Projektmittel für einen Blog? Hallo, wo sind wir? Statt die Gelder für irgendwelche Projekte, die viel Geld kosten und dennoch oft nur begrenzte Wirkung haben, auszugeben, sollten wir unsere Mitarbeiter ordentlich bezahlen und beschäftigen.


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Mittwoch, 18. Juli 2007

Der 14. Stock

Es gehört zu den besonderen Augenblicken im Leben eines Hochschullehrers, einen Studenten (oder eine Studentin, in diesem Fall aber einen Mann) bis zum Abschluß seines Studiums begleiten zu dürfen (nicht kontinuierlich, aber so, dass das Verständnis für den anderen immer da ist). Und dieser Augenblick wird noch schöner, wenn er an einem Ort statt findet, der etwas Besonderes ist. Die Hannoveraner wissen offenbar gar nicht, welchen Schatz sie im "Conti-Hochhaus" am Königsworther Platz haben: die Aussicht von die Königsworther Straße entlang auf die Ihme-Hochhäuser, die Schornsteine des Kraftwerks und dann über Linden hinweg Richtung Deister ist beeindruckend. Und wer sich dann noch nicht genug hat, geht über die Treppen nach unten, mit Blick auf die Nienburger Allee, das Hauptgebäude der Universität und die Herrenhäuser Gärten.


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Dienstag, 17. Juli 2007

Neue Studiengänge

Über die neuen Studiengänge, Bachelor und Master, ist schon viel gestritten und geschrieben worden. Jetzt haben wir sie, sie machen viel Arbeit und deshalb muss immer wieder auch gefragt werden, ob sich der Aufwand für Studierende wie Lehrende gelohnt hat. Zur Zeit laufen gerade die Prüfungen, und zumindest diejenigen, an denen der Autor dieses Textes beteiligt war, zeigen eines sehr deutlich: die Studierenden werden besser. Sie werden intensiver geprüft: eine Modulprüfung umfasst eine halbe Stunde zu einem Thema (so intensiv werden formal nicht einmal Magisterstudierende geprüft) und sie zeigen dabei ein erstaunliches Wissen, Argumentations- und Reflexionsvermögen. Und da wir Historiker nur relativ wenig nach Fakten, sondern nach Zusammenhängen fragen und Argumentationsvermögen erwarten, glaube ich nicht, daß das alles nur kurzfristig eingepaukt wurde. Das Studium erhält seitens der Studierenden eine neue Intensität. Ich bin jedenfalls gespannt auf die weitere Entwicklung.


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Montag, 16. April 2007

Wer da an die RWTH denkt ...

Die niedersächsische Hochschullandschaft bekommt einen neuen Schupser: eine neue Hochschule soll entstehen. Es wird spannend!

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