Montag, 17. September 2012

Wie sollen Wissenschaftler schreiben?

"Wieviel Verklausulierung braucht Wissenschaftssprache?" fragt Christian Höschler am 8. September. Die Antwort ist leider genau so unzureichend wie die Antworten, die ich in den dort verlinkten Artikeln gesehen habe. Geht es wirklich darum, dass Wissenschaftler verstanden werden? Und sind es die schlechten Vorbilder der Hochschullehrenden? Was bei Debatten wie diesen immer vergessen wird, dass es um ganz andere Dinge geht. Für junge Wissenschaftler geht es darum, eine Stelle an der Uni zu bekommen. Dafür muss man/frau von den richtigen Leuten gelesen und rezipiert werden, muss in den richtigen Verlagen publiziert haben, damit man/frau auf den Berufungslisten eine Chance hat. DAS ist entscheidend und nicht, wie viele Leute einen sonst noch gelesen haben. Hier in Hannover hat mal vor 30 Jahren ein damals junger Dozent ein schönes allgemeinverständliches Buch geschrieben. Ratet mal, liebe Leser, wie darauf seine Zunft geantwortet hat? Und wäre es heute noch so viel anders?

Und damit zu den Blogs. Anstatt hier rumzuschurbeln, wozu die alles gut sind und weshalb sie unbedingt notwendig sind und all dies bla, bla, bla. Warum nicht sich offen zu einer wissenschafftlichen Gegenöffentlichkeit bekennen, die sich nicht an die traditionellen Regeln hält, nicht die wichtigen Tagungen und Kolleginnen und Kollegen im Auge hat, um sich das nächste Projekt oder die nächste freiwerdende Stelle zu sichern? Einfach auf etwas Neues einlassen und mal sehen, was daraus wird. Und wenn nicht, dann nicht, versucht man was Neues. Ach ja, und nicht immer auf das Lesen am Rechner setzen, die Menschen warten darauf, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihnen reden und sich auf sie einlassen, bringt manchmal mehr als mancher Blog.

Mittwoch, 12. September 2012

Digitale natives?

Peter Haber hat in einem Aufsatz auf den Unterschied zwischen "digital natives" und "digital immigrants" verwiesen. Danach sind wir Älteren die immigrants, die Jungen die natives. Ist ja nett formuliert, aber trifft es auch zu? Mein höchst subjektiver Eindruck ist ein anderer: Immer mehr junge Leute, die zu uns kommen, stehen den Möglichkeiten des Internets völlig verständnislos gegenüber. Gut, sie können vielleicht twittern, sich mit Freunden über Facebook austauschen oder in der Wikipedia nachschlagen. Das scheint es dann aber auch gewesen sein. Wo sollten sie es denn auch herhaben? Aus der Schule jedenfalls nicht, wenn ich mir anhöre, was ich auf den jährlichen Hochschulinformationstagen so zu hören bekomme. Mit dem Internet wird praktisch nichts gemacht, unsere Schüler werden für das Buch sozialisiert, für das gedruckte Buch. Ach ja, und überall gibt es Smartboards und Lehrer, die nicht wissen, was sie damit machen sollen. Und damit zum Gespött ihrer Schüler werden.
Es ist schon fast schizophren, einerseits finden wir im Text immer mehr wissenschaftliche Informationen, andererseits benutzt sie niemand. Es fehlt an einer inhaltlichen motivierten Ausbildung. Und bitte nicht wieder irgendwelche teuren Projekte, die nichts ändern.

Peter Haber, Digitale Immigranten, zwitschernde Eingeborene und die Positivismusfalle, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 9 (2012), H. 2,
URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Haber-2-2012

Montag, 3. September 2012

Wirklich so praxisfremd?

Eben, beim Suchen, fiel mir ein Artikel der FAZ vom 20. Mai dieses Jahres in die Hände, bzw. wanderte auf den Bildschirm, es geht darin um "angewandte Geschichtswissenschaft" oder "Public History" und die Klage, dass es diesen Praxisbezug in Deutschland kaum gebe. Sorry, aber das ist Quatsch. In Bielefeld hat man projektorientierte Lehre schon vor vielen Jahren betrieben und wir in Hannover machen das schon seit über 30 Jahren mit einer Fülle von Projekten. Vor zwei Wochen haben wir gerade in einer "Sommeruni" im Museumsdorf in Cloppenburg eine kleine Präsentation zur Amerikaauswanderung erstellt, drei Studenten haben in der Region Hannover ein Firmenarchiv digitalisiert und das sind nur die beiden jüngsten Beispiele. Kooperationspartner sind nicht nur Museen, sondern (wie das genannte Beispiel) auch Unternehmen.Mein Kollege Carl-Hans Hauptmeyer praktiziert seit Jahrzehnten die Kooperation etwa mit Planern und Geographen (in Dorferneuerungsverfahren haben wir schon vor über 20 Jahren aktiv mitgearbeitet). Viele andere Kolleginnen und Kollegen haben diese Kooperation ganz selbstverständlich betrieben.

Allerdings ist das erstens nicht immer einfach (was teilweise an den neuen Studiengängen liegt, die das Zeitbudget der Studierenden zuweilen stark einschränken), sondern auch an den Partnern. Und dabei bleibt auch die Frage offen, was denn der "Anwendungsbezug" ist. Gerade bei der Kooperation mit Planern zeigen sich die zuweilen stark unterschiedlichen Fachkulturen, die es eben nicht so einfach ermöglichen, historische Kenntnisse anderen zu vermitteln. Gerade wird das in einem Projekt in Lüdersen ausgetestet.

Montag, 20. August 2012

Bloggende Lehrer

http://www.zeit.de/2012/33/C-Bloggende-Lehrer

Montag, 9. Juli 2012

Was soll das? Oder: Gehts nicht noch etwas größer?

Eigentlich wollte ich nicht mehr bloggen - eigentlich. Nun bin ich überredet worden, etwas zum Bloggen zu schreiben. Daran sitze ich gerade und sehe mir erneut ein paar Websites an. Dabei bin ich auch auf gei.digital gestoßen. Und nein, das ist kein Blog, sondern, so der Eigentitel "Die digitale Schulbuch-Bibliothek". Klingt gut, und was dort geboten wird, ist auch nicht schlecht, es sind vor allem Schulbücher aus dem Kaiserreich. Gut finde ich, dass die gescannten Werke nicht nur angesehen, sondern als Pdf-Dateien herunter geladen werden können. Nur macht mich stutzig, wie groß die Dateien dazu sind. Ein 200 Seiten dickes Schulbuch (Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten) ist sage und schreibe 521,79 MB groß, ein 28 Seiten großer "Atlas zur territorialen Entwicklung Preußens" belegt über 155 MB auf der Festplatte. Festplatten erreichen inzwischen zwar locker die TB-Grenze, aber bei SSDs, die immer wichtiger werden, sind 128 GB immer noch eher die Regel. Oder sollen diese Werte nur vom Download abhalten?

Mittwoch, 4. Juli 2012

Terminologie der Archivwissenschaft

Archivalia weist auf das neue Online-Lexikon "Terminologie der Archivwissenschaft" hin. Es sind erst einige Einträge veröffentlicht, mir fehlt der Begriff der Kassation, kommt wahrscheinlich noch. Bis dahin gibt es immerhin die treffende Definition bei Wikipedia: "Es gilt, die Archivalienbestände von Wertlosem und Überflüssigem zu befreien." Jau, wir brauchen keine neuen Erkenntnisse, weg mit dem "Wertlosem und Überflüssigen" ...

Sonntag, 15. April 2012

Made by Hand

Unsrere Hände sind eigentlich zu gut, um damit nur auf Tastaturen herum zu hämmern oder Computermäuse zu bedienen: http://thisismadebyhand.com/film/the_knife_maker.

Den Hinweis auf diese Seite verdanke ich dem schönen Blog von Michael Göbel: http://null816.de/.

Sonntag, 26. Februar 2012

Eheberedungen

Margarete Sturm-Heumann, Bearb., Die Eheberedungen des Amts Stadthagen im Staatsarchiv Bückeburg. Ein analytisches Verzeichnis. 3. Teil: 1712-1740. (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Das Niedersächsische Landesarchiv und seine Bestände Bd. 2). Hannover 2011.

Zunächst gilt es Abschied zu nehmen. Nach zehn Bänden „Inventare und kleinere Schriften des Staatsarchivs in Bückeburg“ wurde diese Reihe eingestellt und in die neue Reihe „Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Das Niedersächsische Landesarchiv und seine Bestände“ überführt. Das hat sicher den Vorteil, dass damit schaumburgische Bestände stärker als bislang auch überregional bekannt werden, dennoch ist dieser Abschied von einer regionalen Reihe auch mit ein wenig Wehmut verbunden. Immerhin sind es diese Schriften wert, dass sie außerhalb Schaumburgs wahrgenommen werden. 2004 erschien der erste Band der Eheberedungen des Amtes Stadthagen (1582-162), der zweite für die Jahre 1648-1711 folgte 2007. Nun also der dritte Band. Es ist ein gewichtiges Buch mit 441 Seiten Umfang. Er enthält im Kern 1642 systematisch erfasste Eheberedungen für nahezu 30 Jahre schaumburg-lippischer Geschichte, das sind knapp 60 Eheberedungen pro Jahr oder etwas mehr als durchschnittlich eine pro Woche.
Bei den Eheberedungen handelte es sich um Ende des 16. Jahrhunderts eingeführte amtliche Erfassungen der Regeln, die bei der Heirat von Bauernkindern verabredet wurden. Hierzu zählte zum einen die Mitgift der beiden Brautleute, dann aber auch der Versorgung der Alten. Seit dem 17. Jahrhundert sollte die sogenannte Leibzucht oder das Altenteil nicht vor dem 60. Lebensjahr angetreten werden.
Die hier vorzustellende Edition enthält neben Vorwort und Einleitung eine systematische Einführung in die Eheberedungen, eine kurze Einführung in das schaumburg-lippische Entschuldungsverfahren (Äußerungsverfahren) und dann die Eheberedungen selbst, die allerdings in verkürzter, standardisierter Form wieder gegeben werden. Die Eheberedungen sind über drei Indizes erschlossen (Orte, Personen, Sachen und Wörter).
Es folgt ein umfangreicher Anhang, der neben einer Reihe von Landesverordnungen auch die Eidesformeln der Amtmänner und der Vormünder sowie den Eheconsens enthält, außerdem vier ausgewählte Eheberedungen in vollem Umfang. Ein Glossar sowie eine ausführliche Liste der Quellen sowie der Literatur runden den ca. 450 Seiten umfassenden Band ab.
Adressaten des Bandes sind in erster Linie Heimatforscher. Allerdings weist die Herausgeberin knapp darauf hin, dass erweiterte Auswertungen etwa zu volkskundliche Aspekte oder zu „Heiratskreisen“ denkbar sind. Ich will es drastischer ausdrücken: Schaumburg-Lippe hat einen Schatz, wenn es um Quellen zur ländlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte geht. Gehoben wurde er bislang immer noch nicht. Dass hier jenseits von „Heiratskreisen“ oder volkskundlicher Forschung ein spannender Blick auf komplexe Lebensverhältnisse in vorindustrieller Zeit ermöglicht wird, soll ein Beispiel zeigen (S. 170, Nr. 3993). Am 2.11.1725 wurde die Ehe zwischen Hanß Hinrich Wilharm aus Niedernwöhren und der Anna Margaretha Faust aus Wendthagen aufgenommen. Leider fehlen die Altersangaben, aber Wilharm heiratete zum dritten Mal, er war Witwer und hatte aus beiden vorherigen Ehen Kinder. Die Braut zog nach Niedernwöhren. Viel hatte sie nicht: 5 Rtlr., eine Kuh sowie einen Brautwagen, den sie aus eigenen Mitteln anschaffte. Sie zog vermutlich in eine ungewisse Zukunft. Denn wenn noch Kinder aus einer vorherigen Ehe da waren, musste sie damit rechnen, nach dem Tod ihres Mannes und der Volljährigkeit des ältesten Sohnes zu Hof wieder verlassen zu müssen.
Leider findet sich zu all dem nichts in der Edition. Das würde sie auch überfordern, zeigt aber, wie wichtig weitere Forschung ist.

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